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Dialog zwischen zwei Münzen über das Geldsystem

Aktualisierter Auszug aus meiner Romansatire "Die Philanthropen", EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, 2023, ISBN 9783949234293, Bild: Shutterstock 2620438093 

Unter der Scannerkasse eines Supermarkts im Wiener Stadtteil Erdberg, in der Nähe des Fiakerplatzes, liegen seit vielen Monaten zwei einsame Münzen: eine kleine Zwanzig-Cent-Münze und ein winziges Ein-Cent-Stück.

Eine eingerauchte Publizistikstudentin im Gothic-Outfit, die an massivem Liebeskummer litt, hatte in der Stakeholderfiliale eine Flasche Obstschnaps gekauft, mit einem Zehn-Euro-Schein bezahlt und als Wechselgeld an der Kassa zwei Münzen bekommen: ein Zwanzig-Cent-Stück und ein kleines Ein-Cent-Stück. In ihrem hektischen Bemühen, die Spirituose möglichst rasch in ihrem Backpack verschwinden zu lassen, verschusselte sie die beiden Münzen. Die beiden rutschten ihr nach dem Frustkauf aus den braungekifften Fingern, fielen auf den Boden, kullerten unter die Scannerkasse und blieben dort an einer Stelle liegen, wo sie weder von den Kunden noch von den Mitarbeiterinnen der Filiale entdeckt werden konnten. Die Lage der verlorenen Münzen verschlechterte sich noch, als sie von einer Reinigungskraft beim Aufwischen des Bodens unabsichtlich unter die Bodenritze einer Sockelleiste geschoben wurden, wo die beiden Zerquetschten seither unverrückbar festsaßen.

Obwohl der Boden der Filiale mit schöner Regelmäßigkeit am Ende jedes Arbeitstages sauber aufgewischt wurde und sich die Wischmobs der Filialmitarbeiterinnen dabei den Münzen oft bis auf wenige Millimeter näherten, schrumpften die Chancen für eine Bergung der Verschollenen von Tag zu Tag. 

Im Laufe der Tage, Wochen und Monate war es den Elektronen der aus den Metallen Kupfer, Aluminium, Zink und Zinn zusammengesetzten Legierung, aus der die kleinen Münzen bestanden, zur Gewissheit geworden, dass sie keine Chance hatten, in absehbarer Zeit aus ihrer Fixierung befreit zu werden. Die beiden Zwutschgerln würden nie mehr ihren geliebten Beruf als Wechselgeldbegleiter der Menschen ausüben können, und der heiß ersehnte Wiedereintritt in den aufregenden und abwechslungsreichen Geldkreislauf würde ihnen verwehrt bleiben.

Im schlimmsten Fall würde es bis zum Abriss der ganzen Filiale dauern, bis man die unbedeutenden Scheidemünzen entdecken und befreien würde. Aber dann wäre es zu spät, denn in wenigen Monaten würden die Centmünzen, die schon jetzt nicht mehr viel wert waren, als Zahlungsmittel überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sein: Die Vorbereitungen der Zentralbanken zur Umstellung auf ein digitales Zentralbankgeld und Abschaffung des Bargelds waren mit Oktober des Jahres bereits in die Realisierungsphase eingetreten. Irgendwann würden die Münzen von ihren Findern in den Müll geworfen werden, oder sie würden in einem Gurkenglas vergammeln, was auf einen Wechsel des Gefängnisses hinausliefe, auf nichts weiter. Verzweiflung und Depression waren die Konsequenz für die beiden Loser.

Nach und nach, über Wochen und Monate, entwickelte sich zwischen den beiden Münzen – durch den Mangel an Zukunftsaussichten in Kombination mit bedrückender Langeweile – ein Phänomen, für das weder das Heisenberg-Modell lokalisierter magnetischer Momente noch die Stoner-Theorie des Bandelektronen-Magnetismus eine wissenschaftlich fundierte Erklärung liefern konnten: Die beiden Metalle begannen, miteinander zu kommunizieren, indem sie ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit austauschten.

Und so begann unsere Geschichte, die der Senior-Münz, wie die Zwanzig-Cent-Münze sich nannte, dem kleinen Junior-Münz an den langen Tagen und Nächten in der Gefangenschaft im Supermarkt des Stakeholder-Konzerns unter der Scannerkasse erzählte.

„Doch er, und wir – wir alle sind Verlorene“, meldete die 20-Cent-Münze, die sich Senior-Münz nannte, depressionsgebremst aus ihrem Inneren. „Aus Metall wurde Papier, und aus Papier wurde Luft. Oh, treue Münzen, die wir einst waren – von Gold und von Silber gedeckt –, man hat uns an die Luft gesetzt, und jetzt sitzen wir hier fest, fixiert unter einer Sockelleiste in einem Stakeholderladen.“

„Erzählst Du mir vom legendären Woodstock-Festival des Hartgeldes in Bretton Woods?“, bat das kleine 1-Cent-Stück, genannt Junior-Münz“.

Nach und nach aktivierten und transportierten die Quanten in den Elektronen des greisen Senior-Münz die Erinnerung zurück ins Bewusstsein, was innerhalb der Hartgeld-Legierung eine beachtliche Leistung darstellte. Der Senior-Münz dachte an Bretton Woods 1944, vor mehr als acht Jahrzehnten, als seine Kupfer-Elektronen in einer stolzen Mercury Dime-Münze gewohnt hatten. „Oh, lange ist’s her! Juli 1944. Oh wunderbares Bretton Woods!“, seufzte der Senior-Münz sehnsüchtig. „Das hättest Du erleben müssen, Kleiner! Der Goldstandard von Bretton Woods war das Woodstock-Happening der Finanzpolitik. Alles Geld war in Gold gedeckt, konnte in Gold eingetauscht werden. Selbst wir Kupfermünzen wurden in winzigen Mengen Gold aufgewogen. Wir waren die Stars und blieben es auf Jahre. Na ja, zugegeben: Der Goldpreis wurde schon damals ein wenig manipuliert … – Aber wir waren in Sicherheit. Aber dann, 1971, vor fünf Jahrzehnten, kam US-Präsident Richard Nixon und erklärte – von einem Tag auf den anderen, es war am fünfzehnten August – die Golddeckung des Dollars für beendet. Damit degradierte er uns, die stolzen Goldwährungen, zu ordinärem Luftgeld. Wir wurden entwertet und gedemütigt. Mit diesem Nixon-Schock begann die Abkoppelung der Finanzströme von der Realwirtschaft. Fiat Money wurde massenhaft durch Tastendruck der Zentralbanken und durch einfache Buchungen der Geschäftsbanken geschaffen.

„War schon krass von den Jungs in der Fed. In God we trust, haben sie früher auf uns Münzen aufgedruckt“, meldete sich der Junior-Münz.

„Ja. Ich erinnere mich daran. Es gab schon früher eine Diskussion, ob man den Namen Gottes auf das Geld der US Federal Reserve drucken sollte, einer Zentralbank im Privatbesitz“ ergänzte der Senior-Münz traurig. „Anstelle des Gottvertrauens hat man uns nur mehr die 12 Sterne der EU gelassen und auf den Euro-Geldscheinen befindet nur mehr die Unterschrift eines Zentralbankers. Ein Umtausch eines Geldscheines in Gold, wie es früher zugesichert war, ist heute nicht mehr möglich, du kannst den Schein nur gegen einen neu gedruckten Geldschein eintauschen. 2008 kamen dann die lustigen Subprime-Papiere der Investmentbanken und Hedgefonds. Das waren abenteuerliche Papierkonstrukte, die nach und nach immer komplizierter wurden, bis ihre Schöpfer, die superkreativen Investment Structurer der Hedgefonds, ihre eigenen „Produkte“ selbst nicht mehr verstanden. In Wien würde man sagen, die hatten sich mit ihrem eigenen Schmäh infiziert.

„Und diese Sub-Primaten-Papiere wurden ja dann von Finanzinstituten mit den geilen Namen wie Freddie Mac, Fannie Mae, Mickey Mouse oder so ähnlich nach Europa an diverse Banken und Investoren weiterverkauft“, prahlte der Kleine mit seinen Kenntnissen.

„Oh, lange ist’s her!“, kommunizierte dann wieder der Senior-Münz jammernd mit Hilfe seiner Elektronen. „Der Trust der Ahnungslosen und die Gier der Subprimaten-Fans und Asset Manager hat die Steuerzahler seit der Finanzkrise 2008 viel Geld gekostet. Aus Tausch wurde Täuschung, die Nullpapiere hatten wunderschöne Namen und versprachen den höheren Ertrag.“

„Stimmt es, dass nicht nur Untertanen, jahrelange Steuerzahler und Unternehmen, sondern auch Städte, Bundesländer und sogar ganze Staaten bankrottgehen können, jedoch keine systemrelevanten Banken?“, fragte der Junior aus einer plötzlichen Erkenntnis heraus. „Die Stadt, in der wir leben, produziert zum Beispiel heuer 4,9 Milliarden Defizit bei Einnahmen von 18,3 Milliarden. Wie soll das denn gehen mit der Rückzahlung der Schulden?

„Mit Public-Private-Partnership. Die Monopolkonzerne und die Regierungen schließen korporatistische Verträge und die Steuerzahler zahlen“, bekräftigte die Seniormünze mit Bitternis in der Stimme. Und wenn die Steuermittel trotz Steuererhöhungen nicht mehr ausreichen, wird die Stadt ihre Vermögenswerte verkaufen müssen, um die Schulden zu bezahlen. Etwa so wie in Griechenland, wo sogar der Hafen von Piräus an chinesische Investoren verscherbelt wurde.“

 „Aber die Leute checken es halt nicht“, ergänzte der Junior-Münz, der mit seiner Bemerkung zeigen wollte, dass er alles verstanden hatte.

 „Richtig, Kleiner. Henry Ford, ein großer Unternehmer der Realwirtschaft, hat es schon vor mehr als hundert Jahren mit einem einzigen Satz auf den Punkt gebracht. Er sagte: ‚Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh‘.“

 „Wie lange wird das noch so weitergehen? Ich meine, wie lange werden sich die Steuerzahler, die Sparer, die kleinen und mittleren Unternehmen und der Mittelstand dieses Spiel auf ihre Kosten noch gefallen lassen?“, fragte der Junior.

„Die Virtualisten werden auf unsere Kosten spielen und tanzen, bis die Musik aus ist“, seufzte der Alte und sammelte die verfügbare Energie seiner Elektronen, um dem Junior-Münz auch noch den letzten Teil seines Lamentos zu mitzuteilen: „Früher …“, klagte der Senior-Münz, „… hat man uns Münzen noch mit Gold aufgewogen. Aber heute werden wir bestenfalls zum Pfitschigogerln verwendet. Wir Münzen haben keinen Wert mehr für die Untertanen. Der Goldstandard von Bretton Woods ist ja, wie Du schon weißt, durch ungedecktes Fiat Geld, das aus dem Nichts durch Knopfdruck erschaffen wird, abgelöst worden. Dieses virtuelle Geld hat keinen Gegenwert in der Realität mehr, wie das Spielgeld bei Monopoly. Die Zentralbanken produzieren es in gewaltigen Mengen, aber es kommt in der realen Wirtschaft immer weniger an, und es wird immer weniger dazu verwendet, um der Realwirtschaft für innovative Produkte und Dienstleistungen zu dienen, sondern mehr und mehr zum Spielen und Wetten in der Finanzindustrie. Vieles ist heute schon verwettet und verbraucht, selbst die zukünftigen Steuern von Kindern und Enkelkindern sind über Staatsanleihen, eine Art staatliches Steuer-Factoring, bereits im Voraus an Finanzinstitute und Kapitalsammelbecken verkauft und ausgegeben. Der Preis dieses exponentiell eskalierenden Pyramidenspiels sind sinkende Realeinkommen und eine schleichende Enteignung des Mittelstands.

„Das mit dem Fiat Money check‘ ich schon“, meldete sich der Junior-Münz interessiert. „Aber warum sollten die Virtualisten uns, das Bargeld, vernichten wollen?“

„Weil die Menschen, wenn sie mit uns, den Münzen und mit Geldscheinen zahlen, nicht kontrollierbar sind“, lächelte der Senior-Münz staubbedeckt unter der Sesselleiste im Supermarkt. „Dafür brauchen die Virtualisten die totale Kontrolle über den Geldkreislauf, die sie derzeit nicht haben, weil wir, die Münzen der Freiheit, ihnen im Weg stehen. Daher wollen sie die Untertanen zwingen, alle Zahlungen vollkommen transparent und kontrollierbar über ein neues Finanzsystem abzuwickeln.

Fast alle der etwa 200 Zentralbanken planen das digitale Zentralbankgeld, das Central Bank Digital Currency, CBDC. Mit dem digitalen Zentralbankgeld wären die Brieftaschen der Untertanen gläsern. Die Behörden könnten in diese virtuellen Geldbörsen jederzeit Einsicht nehmen. Die Banken könnten diese elektronischen Brieftaschen auf den Smartphones jederzeit einschränken oder ganz abschalten, und die Besitzer dieser CBDC-Wallets wären mit einem Tastendruck demonetarisiert.“

„Was soll das heißen: demonetarisiert? Aber vielleicht will man nur verhindern, dass Geld gewaschen oder der Terrorismus finanziert wird?“, entgegnete der Junior-Münz.

„De-Monetarisiert heißt, dass du dann keinen Cash mehr hast. Die bist dann blank, pleite. Was das Geldwaschen betrifft und den Terrorismus: Glaubst du, die Kickbacks für Waffenlieferungen werden mit 200 Euro-Scheinen abgewickelt? Das sind nur Scheinargumente und Scheinlösungen. Warum werden große kriminelle Organisationen Steuern zahlen, wenn Konzerne und vermögende Privatleute ihr Vermögen schon seit Jahren in Steueroasen verschieben? Die Nicht-Kriminellen zahlen ebenso wenig Steuern wie die Kriminellen. Auf vollkommen legale Weise, übrigens“, replizierte der Alte bitter. „Aber zurück zum Problem: Mittlerweile sind wir laut der Ankündigung der Europäischen Zentralbank vom März bereits im letzten Drittel des CBDC-Projektes angekommen. Die Regierungen der Staaten verkaufen bereits die zukünftigen Steuereinnahmen der Kinder der heutigen Steuerzahler, um die Schulden, Zinsen und Zinseszinsen vergangener Staatsanleihen begleichen zu können. Es ist ein gigantisches Factoring-Geschäft, bei dem die Zwangsforderungen gegen die Steuerzahler an riesige Vermögensverwaltungen und Finanzinstitute verkauft werden. Wenn wir hier in dieser Filiale noch ein paar Jahre herumliegen, mein Junge, dann werden wir vermutlich auch noch erleben, dass wir, die Cent-Münzen, abgeschafft werden. Schon wurde von den EU-Kommissaren beschlossen, dass Bargeldzahlungen über 10.000 Euro verboten werden. Der 500 Euro-Geldschein wurde bereits aufgelassen. Das zentrale Vermögensregister der EU wird alle Vermögenswerte der Untertanen registrieren. Eine Welt ohne uns, ohne Bargeld, ist ein Angriff auf die Freiheit und die Privatsphäre der Menschen. Der Doppelschlag der Virtualisten, bestehend aus – erstens – dem digitalen Zentralbankgeld (CBDC) und – zweitens – der schrittweisen Einschränkung des Bargelds bis zu dessen vollkommener Abschaffung, ist ein Frontalangriff auf Wettbewerb, Marktwirtschaft und den freiheitlichen Rechtsstaat. Das wäre der totale Durchbruch der Ideologie einer virtuellen, KI-gesteuerten, volltechnokratische Welt. Wenn es uns, das Bargeld, nicht mehr gibt, mein Junge, dann ist das gesellschaftliche System der Menschen erschüttert, und die Niederlage der Realwirtschaft wäre vollkommen und total. Die Menschen würden zu gläsernen Sklaven werden, und lästigen Bürgern würden die Virtualisten mit einem simplen Tastendruck die Existenz zerstören können.“

„Echt krass!“, bemerkte der Junior-Münz beeindruckt. „Aber wie soll das denn gehen?“

„Ganz einfach: Indem man den Untertanen nur mehr ein Zentrales Bankkonto erlaubt, welches von der Zentralbank zugewiesen wird. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen der Zahlung mit Bargeld oder einer Bankomatkarte und jener mit einer digitalen Zentralbankwährung. Bei Bargeld wissen nur der Käufer und der Verkäufer, welches Geschäft abgeschlossen wurde. Gegenwärtig weiß die Zentralbank nicht, wer beispielsweise einen 100 Dollar- oder 100 Euro-Geldschein benutzt und wofür dieser Mensch sein Geld ausgibt. Aber gerade das interessiert die Virtualisten am meisten, das wollen sie ganz genau wissen. Was übrigens auch der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der Zentralbank aller Zentralbanken, bestätigt hat. Aber damit noch nicht genug. Ein weiterer Unterschied zwischen Bankomatkarte oder Bargeld einerseits und dem digitalen Zentralbankgeld, auch CBDC oder Central Bank Digital Currency genannt, andererseits ist, dass die Zentralbank die absolute Kontrolle über die Regeln haben wird, die bestimmen, wie und wofür dieses Geld ausgegeben werden darf. Die Regierungen können über die Zentralbank das digitale Zentralbankgeld auf den Smartphones der Untertanen individuell programmieren und daher nach Belieben reduzieren oder mit einem Ablaufdatum versehen. Geld, das bis zu einem bestimmten Termin nicht ausgegeben wird, kann auch vollständig gelöscht werden. Ein einziger Tastendruck reicht dafür. Ist das dann noch Geld? Nein, das wäre eine Art Einkaufsgutschein. Weiteres kann die Regierung über die Zentralbank bestimmen, wofür das digitale Zentralbankgeld von den Untertanen ausgegeben werden kann. Die Technologie, um diese Regeln durchzusetzen, gibt es bereits. Das bedeutet, wie ich schon gesagt habe, dass die Zentralbank unbequemen Untertanen jederzeit das Geld abdrehen kann. Uns, das Bargeld, die verbriefte Freiheit, uns Münzen und Geldscheine gibt es dann nicht mehr. Also können die Untertanen nicht mehr zu uns flüchten und stehen dann vollkommen ohne Mittel da. Wie willst du denn Essen einkaufen, wenn dein Guthaben gelöscht ist, weil du an einer Demonstration gegen die Regierung teilgenommen hast? Falls die Oma ihrem Enkelkind ein paar Euro für ein Eis schenken will, muss sie das digital, zum Beispiel über ihr Smartphone, überweisen. Die Menschen werden in einem solchem System total gläsern sein. Alles, was sie tun, wird überwacht werden. Das funktioniert mit der Technologie der Gesichtserkennung, den Smartphones, einem Sozialkreditsystem, bei dem Wohlverhalten belohnt und Fehlverhalten bestraft wird, sowie durch Millionen von Überwachungskameras.“

„Hey Alter! Das ist eine so schräge Verschwörungstheorie, das gibt’s sicher nie“, protestierte der Junior heftig.

„Doch! Die Technologie der Gesichtserkennungs-Software wird auf den Flughäfen und öffentlichen Plätzen bereits seit Jahren eingesetzt“, erwiderte der Alte. Aber das alles passiert natürlich nur zum Wohl der Untertanen, aus praktischen Gründen, zur Vermeidung von Geldwäsche, zur Bekämpfung krimineller Elemente und im Rahmen angepasster Gesetze – wie man behaupten wird. In Wirklichkeit sind das die Werkzeuge für die totale Kontrolle der Untertanen, das Ende ihrer Freiheit. Die Privatsphäre kann vollkommen abgeschafft werden. Ich weiß nicht, ob die Menschen ein solches Leben unter Totalkontrolle überhaupt durchhalten können.“

Der alte Senior-Münz seufzte tief in seinem Gefängnis unter der Scannerkasse, eingeklemmt unter der Sockelleiste. Die Energie seiner Elektronen war nun ziemlich aufgebraucht, um weiter laut zu denken. Somit blieb ihm nur zu ahnen, dass es seine Spezies nicht mehr lange geben würde.

„Hey, Boomer. Deine Story gefällt mir ganz und gar nicht. Deine Message ist uncool und verkrampft, Alter. Hast du nicht eine andere Geschichte, die gut ausgeht, also mit einem Happy-End?“, fragte der Junior-Münz.

„Hm. Vielleicht. Aber du darfst mich nicht so oft unterbrechen, denn meine Elektronen sind bald nicht mehr in der Lage zu senden. Versprichst du mir das, Kleiner?“, raffte sich der Senior-Münz noch einmal auf.

„Sure, Chief. Versprochen. Aber diesmal eine nice story, ohne Verschwörungstheorien. Positiv und ohne Boomer-Weisheiten, mit einem coolen finish, bitte!“

Anmerkung des Blogverfassers: eine garantiert verschwörungstheoriebefreite, positive Geschichte mit einem Happy End folgt nächste Woche auf meinem Mittelstandsblog 🙂

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