Der Siegeszug der Arbitrageure

Der Siegeszug der Arbitrageure

Der österreichisch-amerikanische Nationalökonom Joseph Schumpeter ist in der breiten Öffentlichkeit durch den Begriff der „Schöpferischen Zerstörung“ bekannt. Weniger bekannt, aber ebenso bedeutsam ist, das Schumpeter zwei gegensätzliche Typen von Unternehmern beschrieb: Die Entrepreneure und die Arbitrageure.
Die erste Gruppe bilden nach Schumpeter die Entrepreneure, die durch innovative Konzepte wirtschaftlichen Mehrwert und eine Steigung des Wohlstands bewirken.
Die innovativen Entrepreneure der Realwirtschaft zeichnen sich nach Schumpeter vor allem dadurch aus, dass sie ihre wirtschaftliche Position ständig durch Innovationen und bessere Produkte und Dienstleistungen verbessern wollen. Demnach ist es der Unternehmergeist, welcher Innovationen erzeugt und damit Wirtschaftswachstum und sozialen Wandel vorantreibt. Diesen Innovationsprozess, der in der Realwirtschaft durch die Entrepreneure ausgelöst wird und wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt auslöst, bezeichnete Schumpeter als „schöpferische Zerstörung“. Die zweite Gruppe der Unternehmer bilden nach Schumpeter die Arbitrage-Unternehmer, die er auch „Kapitalisten“ nennt. Der Arbitrageur nutzt Informationen zu seinem Vorteil. In der realen Welt herrschen stets Informationsunterschiede und Informationsdefizite vor. Diesen Zustand nutzt der Arbitrage-Unternehmer nach Schumpeter, indem er ihm schon bekannte Informationen zu seinem Vorteil nutzt. Die heutige Form der „Kreativen Zerstörung“ findet nicht mehr durch die Entrepreneure (schöpferischen Unternehmer) statt, sondern durch die Arbitrageure und ihre Organisationen. Diese Zerstörung ist kein kreativer, schöpferische und konstruktiver Prozess mehr, wie sie Schumpeter ihn vor hundert Jahren analysiert hat. Was wir heute erleben, ist jedoch ein gegenteiliger Prozess: technokratisch-destruktive Zerstörung. Dieser Prozess wurde nicht durch die Entrepreneure verursacht, sondern durch die zweite Kategorie der Unternehmer, die Arbitrageure und ihrer angeschlossenen Organisationen und NGOs. Was hätte Joseph A. Schumpeter, der 1919 auch österreichischer Finanzminister war, zu dem nach ihm benannten Schumpeter-Preis, zum gegenwärtigen Zustand unserer Wirtschaft und Gesellschaft und zu „unseren“ Politikerinnen und Politikern gesagt? Wir wissen es natürlich nicht, können aber vermuten: In seinem 1942 erschienen und wohl bekanntesten Werk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ sagte Schumpeter dem Kapitalismus den sicheren Tod voraus. „Nein, ich glaube nicht, dass er das kann“, beantwortet er die von ihm selbst aufgestellte Frage, ob der Kapitalismus überleben wird. Der Grund für den Zusammenbruch des Systems sei, dass das kapitalistische System selbst sein Grab aushebe, indem es eine soziale Atmosphäre und gesellschaftliche Strukturen schaffe, die seine eigene Überlebensfähigkeit gefährdeten. Der Zerfall der bürgerlichen Werte und die wachsende Macht von Bürokratie und Großkonzernen würde langfristig das Aus für das System bedeuten.

Keine weiteren Inhalte

Keine weiteren Inhalte