Die Philanthropen oder die Austreibung des CO2 aus dem Mineralwasser
Wettbewerb ist etwas für Verlierer. Unsere Mission ist die Schaffung von Monopolen durch öffentlich-private Partnerschaften meldet Ludius, der CEO des milliarden-schweren Stakeholder-Konzerns.
Ludius will die letzte unabhängige Mineralwasserquelle des Landes aufkaufen, um den Wettbewerb für Wasser, das elementarste Lebensmittel der Welt, auszuschalten und um das Wasser vom „schädlichen“ Kohlendioxid zu befreien. Das Klima soll vor den Menschen gerettet werden, indem es die Menschen vom Egoismus der Marktwirtschaft zur Solidarität der öffentlich-privaten Partnerschaften führt.
Satire in Romanform
„Die Philanthropen“ ist eine Satire in Romanform, irritierend und bedrückend erheiternd, zum Nachdenken und Schmunzeln, geschrieben von jemandem, der jahrzehntelang in Top-Positionen von Markenartikel-Unternehmen gearbeitet hat.
Roman/Satire 197 Seiten
EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig
ISBN 978–3–949234-29-3
Leseprobe aus dem Roman:
Lesung und Diskussion
Am 21.11.2023 im Aktionsradius Wien Gaußplatz (bearbeitete Abschrift):
Uschi Schreiber: Willkommen am Gaußplatz 11 hier bei uns beim heutigen Salonabend. Ich begrüße Sie herzlich hier bei uns im Saal, aber auch zu Hause im Livestream und ganz besonders natürlich die Gäste des heutigen Abends, Herrn Walter Schönthaler, den Autor, der heute sein Buch vorstellen wird. Herzlich willkommen. Die Schauspielerin Eva Maria Neubauer. Sie wird heute lesen aus diesem Buch. Herzlich willkommen bei uns im Aktionsradius. Und Andrea Hiller aus unserem Team. Sie wird heute den Abend moderieren und das Gespräch führen mit Walter Schönthaler. Unseren Monatsschwerpunkt jetzt im November 2023 haben wir „Poesie und Politik“ genannt. Und wir wollen in diesem Monat Künstlerinnen und Autorinnen vorstellen, die deren Werk durch das aktuelle Zeitgeschehen ihrer Zeit beeinflusst war oder ist. Also Künstlerinnen, die, die die politische Situation ihrer Zeit aufgegriffen haben, die Umbrüche, die stattgefunden haben, die einfach, wo das im literarischen Werk ablesbar ist. Wir haben dann einen Blick auch in die Vergangenheit geworfen. Die 91-jährige Angelica Bäumer war schon hier zu Gast. Die Geschichte des eines Kindes im Nationalsozialismus. Wir haben zurückgeschaut, und auch nächste Woche werden wir noch einmal zurückschauen ins vorige Jahrhundert. Literatinnen, die durch den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit beeinflusst, waren durch Flucht, Kalten Krieg, atomare Aufrüstung usw. Ingeborg Bachmann, Werfel, Trakl, Hilde Domin, Etty Hillesum, die Geschwister Scholl, um einige zu nennen. Diese werden wieder Thema auch der nächsten Wochen sein.
Anfang Dezember gibt es auch einen Abend, da legen wir den Fokus auf Czernowitz, die Bukowina. Auch dort waren viele Künstler zu Hause, Literaten und Literatinnen, die vertrieben wurden, die flüchten mussten. Paul Celan beispielsweise kommt aus Czernowitz oder Rose Ausländer. Und da wird dann Hannes Hofbauer, der Historiker und auch der Historiker Pablo Rudich, dessen Vorfahren dort waren, einen Abend gestalten. Und heute? In diesem Themenfeld wird der heutige Abend den Blick in die Gegenwart legen. Und der befasst sich mit den politischen, gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen Umbrüchen unserer Zeit in der Zeit, in der wir leben. Veränderungen und Entwicklungen, die man, die manche gar nicht bemerken, die man manchmal erst im Nachhinein bemerkt, einige Jahre später.
Heute zu Gast ist Walter Schönthaler. Er ist jemand, der aus der Wirtschaft kommt. Der hat sehr viele Top Positionen auch in der österreichischen Lebensmittelindustrie innegehabt. Er war CEO, Vorstand, Geschäftsführer von bekannten Firmen wie PEZ, Darbo, Spitz, Manner, Felix-Austria. Also diese Marken kennen wir alle. Und ja, und er hat da sehr viele Erfahrungen gesammelt und auch Entwicklungen beobachtet. Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, die in der Finanzwirtschaft oder in der Wirtschaft stattgefunden haben, Entwicklungen während der Lockdowns wie die, die Industrie oder Klein- und Mittelbetriebe betroffen hat und eben auch in der aktuellen Situation. Seine Erfahrungen und Beobachtungen haben ihn veranlasst, ein Buch zu schreiben. Das wird heute vorgestellt, eine Romansatire, sie heißt „Die Philanthropen“.
Die Schauspielerin Eva Maria Neubauer wird Auszüge, einzelne Kapitel daraus lesen. Im Anschluss daran wird Andrea Hiller mit Walter Schönthaler das Gespräch dazu führen, um die Sachverhalte ein bisschen näher zu erläutern. Ich möchte Sie noch bitten, dass Sie Ihre Handys ausschalten oder in den Flugmodus stellen. Das ist gut, um die Livestreams nicht zu stören in der Funkübertragung. Ja, und ich lade Sie auch ein, im Anschluss danach noch am Büchertisch zu schmökern. Das Buch von Walter Schönthaler liegt auf, wenn Sie es sich mit nach Hause nehmen möchten. Herzlich sind Sie dazu eingeladen. Aber auch viele Bücher der genannten Literatinnen der vorigen und kommenden Abende sind am Büchertisch. Ja, und in dem Sinne wünsche ich Ihnen einen sehr informativen, interessanten Abend und übergebe jetzt das Wort zu den dreien hier am Podium und konkret an die Andrea.
Andrea Hiller: Vielen Dank, liebe Uschi Schreiber. Ich möchte noch hinzufügen: Magister Walter Schönthaler ist nicht nur in vielen Lebensmittel-Bereichen tätig gewesen. Also Uschi Schreiber hat schon genannt Darbo und Spitz und Manner, sondern er unterrichtet auch nach wie vor. Er hat auch von 2011 bis 2020 an der Fachhochschule Wiener Neustadt, Campus Wieselburg, Marketing und Green Economy unterrichtet. Das hat, glaube ich, auch einiges inspiriert für sein Buch. Von 2017 bis 2019 leitete Schönthaler den akademischen MBA-Lehrgang Sales and Innovation Management an der Zukunftsakademie Mostviertel und von 2012 bis 2020 war er auch Adjunct Professor an der Webster Private University Vienna und er ist nach wie vor auch als Unternehmensberater, Dozent und für strategisches Marketing an der FOM, der Hochschule für Ökonomie und Management tätig und Autor von mehreren Büchern.
Ich möchte auch auf Eva Maria Neubauer noch näher eingehen. Sie ist nämlich eine sehr vielseitige Künstlerin. Also selbst habe ich sie schon des Öfteren auch als Sängerin erlebt. Seit 2016 schreibt sie eigene Chansons mit regelmäßigen Live-Auftritten. Auch die Welt der jiddischen Lieder hat Eva Maria aufgegriffen, ebenso der Roma Musik und sie geht so auch ihren eigenen jüdischen Wurzeln nach. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, nicht nur Schauspielerin. Am Volkstheater Wien hat sie gelernt, auch Gesang studiert am Konservatorium in Wien und auch auf internationalen und vielen Theaterbühnen und Opernhäusern ist sie aufgetreten. Aber vielleicht ist Eva Maria Neubauer auch vielen aus Film und Fernsehen bekannt, denn im deutschsprachigen Raum hat sie in vielen Krimis mitgespielt. Vielleicht kennen Sie Eva Maria Neubauer von daher? Heute wird sie uns aus dem Buch vorlesen und ich würde vorschlagen, bevor wir ins Gespräch mit dem Autor gehen, beginnen wir mit dem Prolog.
Eva Maria Neubauer liest „Philanthropen“: Kapitel 1 Prolog: Unter der Scannerkasse eines Supermarkts im Wiener Stadtteil Erdberg in der Nähe des Fiakerplatzes liegen seit vielen Monaten zwei einsame Münzen, eine kleine 0,20 € Münze und ein winziges 0,01 € Stück. Eine eingerauchte Publizistikstudentin im Gothic-Outfit, die an massivem Liebeskummer litt, hatte in der Stakeholder-Filiale eine Flasche Obstschnaps gekauft, mit einem 10 € Schein bezahlt und als Wechselgeld an der Kassa zwei Münzen bekommen, eine 0,20 € Stück und ein kleines 0,01 € Stück. In ihrem hektischen Bemühen, die Spirituose möglichst rasch in ihrem Backpack verschwinden zu lassen, verschusselte sie die beiden Münzen. Die beiden rutschten ihr nach dem Frustkauf aus den braun gekifften Fingern, fielen auf den Boden, kullerten unter die Scannerkasse und blieben dort an einer Stelle liegen, wo sie weder von den Kunden noch von den Mitarbeiterinnen der Filiale entdeckt werden konnten. Die Lage der verlorenen Münzen verschlechterte sich noch, als sie von einer Reinigungskraft beim Aufwischen des Bodens unabsichtlich unter die Bodenritze einer Sockelleiste geschoben wurden, wo die beiden Zerquetschten seither unverrückbar festsaßen. Obwohl der Boden der Filiale mit schöner Regelmäßigkeit am Ende jedes Arbeitstages sauber aufgewischt wurde und sich die Wischmops der Filialmitarbeiterinnen dabei den Münzen oft bis auf wenige Millimeter näherten, schrumpften die Chancen für eine Bergung der Verschollenen von Tag zu Tag. Im Laufe der Tage, Wochen und Monate war es den Elektronen, der aus den Metallen Kupfer, Aluminium, Zink und Zinn zusammengesetzten Legierung, aus der die kleinen Münzen bestanden, zur Gewissheit geworden, dass sie keine Chance hatten, in absehbarer Zeit aus ihrer Fixierung befreit zu werden. Die beiden Zwutschgerl würden nie mehr ihren geliebten Beruf als Wechselgeld-Begleiter der Erdlinge ausüben können, und der heiß ersehnte Wiedereintritt in den aufregenden und abwechslungsreichen Geldkreislauf würde ihnen verwehrt bleiben.
Hinzu fügte sich ein weiterer unglücklicher Umstand. Die Filiale in Wien, Erdberg war noch ganz neu. Erst ein paar Tage vor der Münztragödie war sie feierlich in Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden der Stakeholder Kette eröffnet worden. Im schlimmsten Fall würde es bis zum Abriss der ganzen Filiale dauern, bis man die unbedeutenden Münzen entdecken und befreien würde. Aber dann wäre es zu spät, denn in wenigen Monaten würden die Centmünzen, die schon jetzt nicht mehr viel wert waren, als Zahlungsmittel überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sein. Die Vorbereitungen der Zentralbanken zur Umstellung auf ein digitales Zentralbankgeld und schrittweise Abschaffung des Bargeldes waren bereits in der vorletzten Phase der Implementierung. Bald würden die Münzen von ihren Erfindern in den Müll geworfen werden, oder sie würden in einem Gurkenglas einer Filialangestellten vergammeln, was auf einen Wechsel des Gefängnisses hinausliefe. Auf nichts weiter. Verzweiflung und Depression waren die Konsequenzen für die beiden Loser. Nach und nach, über Wochen und Monate entwickelte sich zwischen den beiden Münzen durch den Mangel an Zukunftsaussichten in Kombination mit bedrückender Langeweile ein Phänomen, für das weder das Heisenberg Modell lokalisierter magnetischer Momente noch die Stoner Theorie des Bandelektronen Magnetismus eine wissenschaftlich fundierte Erklärung liefern konnten. Die beiden Metalle begannen miteinander zu kommunizieren, indem sie ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit austauschten. Und so begann unsere Geschichte, die der Senior Münz – wie die 0,20 € Münze sich nannte – dem kleinen Junior Münz an den langen Tagen und Nächten in der Gefangenschaft des Supermarkts des Stakeholder Konzerns unter der Scannerkasse erzählte.
Andrea Hiller: Ja, ein kleiner Einblick schon mal in den Roman von Walter Schönthaler. „Die Philanthropen oder die Austreibung des CO2s aus dem Mineralwasser“ ist der Titel. Und diese beiden Münzen Senior und Junior Münz erzählen quasi eine Rahmenhandlung. Ich habe des Öfteren festgestellt, dass die Senior Münze etwas gescheit ist und gescheit daherreden kann. Die Junior Münze ist halt die, die fast gar nichts weiß. Lieber Walter, warum hast du dir diese beiden Proponenten ausgesucht, um diese Geschichte entstehen zu lassen? Und immer wieder fließen durch diese auch deine Kenntnisse ein, die du offensichtlich aus deiner langjährigen Berufserfahrung gesammelt hast.
Walter Schönthaler: Es geht im Prinzip um das wichtigste Regelsystem, oder besser gesagt das Mächtigste, das ist das Geldsystem. Darüber gibt es viele spannende Zitate, unter anderem von Henry Ford, der gesagt hat, wenn die Menschen das Geldsystem verstehen würden, hätten wir eine Revolution vor morgen früh. Und ich wollte zwei Handlungsstränge gleichzeitig in den Roman hineingeben, also zwei Plots, und zwar einerseits die Geschichte über den Kampf um das Monopol bei Mineralwasser und andererseits die Diskussion zwischen dem Jungen und dem Alten, verkörpert durch das Ein-Cent-Stück und das 20-Cent Stück unter der Kassa des Supermarktes-. Und das ist sehr typisch, dass mich das natürlich als „alten weißen Mann“, wie man oft als 70-jähriger Boomer bezeichnet wird, fasziniert hat, weil der Junge natürlich das nicht glaubt, was der Alte ihm sagt. Wir haben auch unseren Eltern nicht alles geglaubt, was die uns erzählt haben. Und um das geht es letztlich. Es geht um sogenannte Narrative. Jetzt habe ich da mal nach einer offiziellen Definition für Narrativ nachgesehen: Was sind denn Narrative? Laut Wikipedia sind Narrative die Erzählungen, die kulturprägenden Charakter haben, Erzählungen, also Geschichten. Und wir haben im Laufe unseres Lebens viele solche Erzählungen vorgesetzt bekommen. Aber der Großteil der Erzählungen, die wir als wahrgenommen abgespeichert haben, an die wir uns erinnern, die haben wir gar nicht selbst erlebt. Mehr als 90 % der Geschichten, die man uns erzählt hat, haben wir geglaubt, selbst erlebt zu haben, weil wir diese Narrative verinnerlicht haben, perzipiert haben und die seitdem zu uns gehören.
Denken wir an die Geschichte des Marlboro Mann. Marlboro ist eine Zigarettenmarke und es gab den Marlboro Man, der ist rauchend herumgeritten auf seinem Pferd und hat den Cowboy gespielt und war frei und locker. Und dann ist er irgendwann gestorben und wir wissen, woran er gestorben ist: natürlich an Lungenkrebs. Irgendwann ab diesem Ereignis hat sich die Erzählung, das Raucher-Narrativ eben, ins Skurrile gedreht, weil dann haben die Raucher plötzlich bemerkt, dass auf den Zigarettenpackungen die Bilder gewechselt wurden, von diesem „Reset“ an gab keinen Marlboro Man mehr auf der Marlboro Zigarettenpackung, sondern fürchterliche Schockbilder fürs Rauchen, also Bilder vom Lungenkrebs und dergleichen. Ja, also die Erzählung ist mit dem Tod des Marlboro-Cowboys komplett umgedreht, auf den Kopf gestellt worden, wie der Glaube des Kleinkindes an das Christkind oder den Weihnachtsmann ab einer gewissen Alter des Kindes enttäuscht wird. Ich glaube schon, dass ich, bis ich vier Jahre alt war, ans Christkind geglaubt habe. Aber ich glaube, dass wir nicht alles glauben müssen, was man uns über die Leitmedien kommuniziert. Und das ist ein wesentlicher Punkt der Philanthropen-Story. Grundsätzlich kann jeder glauben, was er glauben will.
Was Anfang 2020 im Zuge der C-Krise passiert ist, das war der unmittelbare Anlass das Buch zu schreiben. Seitdem versucht man uns kontinuierlich neue Angst- „Narrative“, also neue Geschichten ins Gemüt zu drücken. Und diese Geschichten, die im öffentlichen Medienraum verbreitet werden, die kann man glauben oder eben nicht glauben. Und es steht jedem unbenommen, das zu tun. Zu entscheiden: okay, die Geschichte stimmt – oder nein, dieses Narrativ stimmt nicht.
Andrea Hiller: Wir werden sicherlich noch genauer auf diese Geschichten eingehen, aber ich würde mich jetzt noch gerne danach erkundigen, weil du ja selbst Wirtschaft unterrichtest und auch hier natürlich verschiedene Narrative erzählt worden sind, oder? Man hat lange auch an den Wachstumsmythos geglaubt, den Fortschrittsmythos. Wann war das in deiner persönlichen Karriere denn so, dass du dir gedacht hast, jetzt ist ein Knick passiert? Jetzt ist etwas passiert, das einen Wandel anzeigt. Jetzt haben sich Strukturen verändert. Jetzt ist es nicht mehr so, dass eben das Unternehmen, das wir kennen, als traditionelles Unternehmen, was du ja sehr stark auch betonst das Familienunternehmen, im Vordergrund steht, dass es jetzt einfach ganz neue Regeln gibt, die unmerklich, so wie man den Frosch ja auch im Wasser kocht, vielleicht jetzt zuschlagen. Also wir werden ins Detail gehen, aber ich würde mich jetzt mal nach gerne erkundigen: Wann war bei dir dieser biografische Knick da, dass du vielleicht auch deine eigene Tätigkeit hinterfragt hast in diesem gesetzten Rahmen, wo du agiert hast?
Walter Schönthaler: Ein unmittelbarer Anlass war ein Student an der Fachhochschule Wiener Neustadt, Campus Wieselburg, der eine Diplomprüfung in dem Fach „Innovationsmanagement“ abgelegt hat und ich bin dort auch dabeigesessen, als Prüfer und Lehrbeauftragter. Also für die MBA-Prüfung gab es Pflichtbücher, die man lernen musste, plus ein freiwilliges Buch zum Prüfungsgegenstand „Innovationsmanagement“, ein Buch zum Thema, welches sich der Kandidat selbst aussuchen konnte. Also Innovationsmanagement wurde geprüft und der Student wünschte sich über ein Buch zu diskutieren mit mir und es war in diesem Fall das Buch mit dem Titel „From zero to one – How innovation changes our world“ und der Autor ist der deutschamerikanische Milliardär Peter Thiel. Und dieser Peter Thiel ist der erste Arbeitgeber gewesen des österreichischen Ex-Bundeskanzlers Sebastian Kurz nach dessen Ausscheiden aus der Politik. Peter Thiel ist ein Mitbegründer von PayPal, diesem Zahlungsdienst, und er ist auch ein Begründer einer IT-Firma, die Software zur Überwachung und Face Recognition, also Gesichtserkennung herstellt. Dieses Unternehmen heißt Palantir. Und ja, und in dem Buch schreibt Thiel unter anderem folgendes: „Wettbewerb ist etwas für Loser. Es geht um die Schaffung von Monopolvorteilen.“ Und dann habe ich mir gedacht, das kann der doch nicht wirklich gemeint haben. Später, bei einem Interview in der New York Times hat Peter Thiel das Zitat aber noch einmal wiederholt: „Wettbewerb ist etwas für Loser“. Und da habe ich mir gedacht irgendetwas stimmt doch nicht, denn ich kann mir eine Marktwirtschaft und überhaupt eine freie Wirtschaft ohne Wettbewerb überhaupt nicht vorstellen. Wie soll das funktionieren? Wettbewerb ist der Motor der Innovation und der Marktwirtschaft. Die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Produkten zu wählen, ist die Basis einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.
In meiner Jugendzeit, Mitte der Achtziger Jahre, habe ich als Marketing- und Vertriebsleiter gearbeitet für die Darbo GmbH, ein Familienunternehmen mittlerer Größe. Und ich kann mich noch erinnern, was der Diplomkaufmann Klaus Darbo, der leider bereits verstorbene Eigentümer der Darbo GmbH, die Konfitüre und Honig herstellt, als Leitbild für sein Unternehmen entwickelt hatte. Darbo hat gesagt „ich möchte eine Jam Session haben, und zwar für mein Jam, meine Premium-Marmelade am Markt. Ich möchte das beste Produkt am Markt haben und es soll auch mehr kosten, weil es auch besser ist als der Durchschnitt.“ Wettbewerb pur, Qualitätswettbewerb also. Er sagte auch „Es gibt keine gesättigten Märkte – Es gibt nur gesättigte Verkaufsleiter!“ „Und dafür verzichte ich auf vieles“, meinte Klaus Darbo, der Unternehmer. Und er hat gesagt „Schauen Sie, ich habe 10 Millionen Schilling, die investieren wir jetzt, und wir werden alles so verändern, dass wir ein perfektes Produkt haben am Markt.“ Und das haben wir auch getan. Wir haben das Produkt optimiert, so dass es geschmeckt hat wie selbstgemachte Marmelade, die Verpackung angepasst, wir haben mit Werbung begonnen, wir haben den gesamten Ansatz verändert im Vertrieb. Und ich war damals Marketingleiter bei Pepsi Cola und Klaus Darbo hat mich eingeladen, für sein Unternehmen als Marketing- und Verkaufsleiter nach Tirol zu übersiedeln. Nach unserem Gespräch, bei welchem er seine Ideen vorgestellt hatte, hat er gesagt: „Also: wollen Sie hier in Tirol bleiben? Ich habe keine Marketingabteilung, aber ich möchte das beste Produkt am Markt vermarkten.“ Da sagte ich, „Ich habe kein Problem damit, das passt, das machen wir!“ Und wir haben es dann auch geschafft. Das heißt, das Unternehmen hat am Markt Erfolg gehabt. Darbo war ein Unternehmer, aber kein Investor. Was ist der Unterschied zwischen einem Unternehmer und einem Investor? Beide sind notwendig in der Wirtschaft, überhaupt keine Frage. Aber der Investor, der versteht unter Umständen von dem Produkt, was er da investiert, überhaupt nichts. Ja, muss das er ja auch nicht, als Investor, er muss nichts vom Produkt verstehen. Der Unternehmer hingegen richtet seine Aktivitäten auf den Markt. Also er überlegt sich: Wie kann ich etwas anbieten, das so überlegen ist und so gut ist, dass es die Leute kaufen? Der Investor hingegen richtet seinen Blickpunkt auf den Aktienkurs. Aber das Produkt und der Aktienkurs haben wenig bis überhaupt nichts miteinander zu tun. Jeder Unternehmer ist ein Investor, aber nicht jeder Investor ist ein Unternehmer. Aber der Unternehmer investiert ins eigene Unternehmen, weil er am Markt erfolgreich sein will. Und das ist der Unterschied zwischen diesen beiden.
Was mir aufgefallen ist in letzter Zeit? Dass diese internationalen Organisationen wie das World Economic Forum und die Konzerne, die dort Mitglied sind, agieren wie Investoren und nicht wie marktorientierte, wettbewerbsorientierte Unternehmen. Wettbewerb ist etwas für Verlierer, sagte Peter Thiel. Und dann habe ich dieses Buch gelesen. „Stakeholder Economy“. Der Titel heißt Stakeholder Economy, also S-T-A-K-E also es hat mit einem Steak nichts zu tun. Ein gutes Steak wäre grundsätzlich was Gutes. Na ja, das stimmt nach den neuen Erzählungen, die man uns verpasst, ja auch nicht mehr, weil ein Steak ein Stück Fleisch ist und weil der Konsum von natürlichem Fleisch zumindest eingeschränkt werden soll. Da gibt es die sogenannten C-40 Städte, wo man Fleisch wegen CO2 und Methan allen Ernstes verbieten möchte, wegen dem „Klimaschutz“, und zwar schon ab 2030. Aber diese „Stakeholder“, die das World Economic Forum meint, das sind die sogenannten „Anspruchseigner“. Und hier, mithilfe der Stakeholder, wird eine neue Form des Kapitalismus mit öffentlich-privaten Partnerschaften beschrieben, der Stakeholderismus. Die Stakeholder sind die Anspruchseigner jedes Unternehmens. Und diese Anspruchseigner hätten das Recht, in der Unternehmensführung auch mitzubestimmen. Aber die Stakeholder sind nicht nur die Eigentümer und das Management, sondern praktisch alle, die irgendwie mit dem Unternehmen zu tun haben: Interessensverbände, Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter, Gewerkschaften, Banken, Kreditgeber, Politiker, NGOs, Medien und so weiter. Die Frage ist nur: Wer bestimmt, ob es richtig ist, in diese Richtung zu investieren? Wer bestimmt, ob diese neuen Ideen, diese Idee des Woke Capitalismus oder die ESG, also die Environmental Social Governmental Prinzipien, ob diese sinnvoll sind oder nicht? Es sollen Ratingagenturen sein, die Unternehmen mit einem CEI-Index beurteilen sollen, CEI bedeutet Corporate Equality Index, der Gleichheitsindex des Unternehmens. Das sind die Regeln, wie man ein Unternehmen gestalten soll: Jeder ist gleich, wie im Kommunismus. Und ich habe mir dann dazu gedacht: Aber manche sind immer gleicher als gleich.
Andrea Hiller: Jetzt hast du schon sehr viele Begrifflichkeiten eingeführt. Ich glaube, das werden wir vielleicht noch mal herunterbrechen. Also Stakeholder, Shareholder. Es gibt viele Begriffe, die gerade seit den 1990 er Jahren eingeführt worden sind, also auch Venture-Kapitalisten. Also es gibt Leute wie Jean Ziegler, die darüber geschrieben haben, die das „Finanz-Kapitalismus oder Raubtier-Kapitalismus“ nennen. Ein neues Buch habe ich jetzt auch bekommen von Quinn Slobodian. Der nennt das „Crackup Capitalism“. Also es gibt jetzt viele Begriffe, die neu sind, um diese Veränderung zu beschreiben, aber ich glaube, es wäre ganz gut, wenn wir noch eine Passage aus deinem Buch lesen könnten, damit wir auf die einzelnen Begriffe noch genauer eingehen konnten. Bitte.
Eva Maria Neubauer liest „Philanthropen“: Auszug aus Kapitel 6: Das Metaversum. Lucius hielt seine geheimen Business Meetings als Jour fixe regelmäßig in seinem eigenen individuellen Metaversum ab, welches zur Stakeholder Inc. gehörte und auf welches nur er an seinem höchstpersönlichen privaten Terminal, der Stakeholder Inc. Metaverse, zugreifen konnte. Die beiden öffentlich-privaten Geschäftspartner konnten im digitalen dreidimensionalen Raum der virtuellen Immobilie ungestört Daten gesichert und in virtueller Sozietät ein wenig vom Stress der realen Geschäftswelt Abstand nehmen, relaxen und innovative Geschäftsmodelle besprechen. Heute, zur Feier des Deals mit der Wasserquelle, hatten sie sich als Location einen Sauna Club ausgesucht, in welchem sie sich von virtuellen weiblichen Avataren in einem Zusammenspiel von physischer Realität, virtueller Realität und Augmented Reality verwöhnen ließen. Lucius bezog unmittelbar neben dem Bürgermeister der Provinzgemeinde Striesnik Position seiner virtuellen Baywatch Beauty bot er den Sessel auf der anderen Seite an, er streckte seine langen Beine lässig aus, wendete sich dem Bürgermeister zu und brummte in gönnerhafter Zuwendung. Alsdann, Herr Bürgermeister, wie heißt das oberste Prinzip unserer Zusammenarbeit? Der Bürgermeister zögerte keinen Sekundenbruchteil. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Das Einzige, was zählt, ist das Monopol. Exakt! knurrte Ludius zufrieden. Der Umstand, dass die routinierten, stets lösungsorientierten Aktivitäten des Metaversums zunehmend seine Konzentration reduzierten, schien seinen Sinn für Firmenideologie in keiner Weise zu schmälern. Und wie definiert sich PPP, Herr Bürgermeister? japste Ludius kurzatmig und mit scheinbar schnell schlagendem Herzen. Es ist doch klar. Replizierte der Bürgermeister. Das PPP ist unser Erkennungszeichen, das Lineal und die zwei Münzen. Und es ist das Fidschigogerl, unsere rituelle Sportübung. Falsch! korrigierte Ludius seinen Partner aus der Politik. Alle Mitglieder des Young Fatal Leaders, sogar Trampolinspringer und Kinderbuchautoren kennen die richtige Antwort ächzte Ludius. PPP ist die Abkürzung für Public Private Partnership, zu Deutsch also öffentlich private Partnerschaft. PPP ist auch das Leitbild unseres Think Tanks, dem PPP World Forum, was man auf der Website unseres Think Tanks unter dem Titel Our Mission nachlesen kann. Das PPP ist aber auch das in Zahlen gegossene Antlitz unserer Stakeholder Economy. Wir haben einen 18 Punkte Plan ausgearbeitet, um die Welt zu retten. Der 18. Punkt des Plans lautet Du wirst nichts besitzen und glücklich sein. Unsere Idee der Stakeholder Economy fordert weniger Ungleichheiten und folglich mehr Gleichheit ein. Wir wollen eine egalitäre, gleiche Gesellschaft herstellen. Es wird keine Armut, keinen Hunger mehr geben. Wir werden uns gemeinsam in einer öffentlich privaten Kooperation für One Health, für eine Gesundheit aller Lebewesen mit den Pharmaunternehmen, den autorisierten Klima, Zertifikatshändlern der Weltgesundheitsorganisation, verantwortungsvollen Leitmedien und Faktencheckern um Gesundheit und Wohlergehen kümmern. Es wird Geschlechtergleichheit für alle 43 Geschlechter, nachhaltige Wokeness der Unternehmensführung und spannende Diversität geben. Sauberes Wasser, saubere Energie, Maßnahmen zum Schutz unseres Klimas, nachhaltigeren Konsum und nachhaltigere Produktion, Smart Cities und 15 Minuten Städte. Und wenn der Krieg einmal gewonnen ist, wird es Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation geben, die sich um uns kümmern werden. Niemand wird mehr allein oder egoistisch sein. Wir alle werden zusammen in unserer gemeinsamen Zukunft leben und das in völliger Offenheit und Transparenz. Wir werden die klimaschädigende Fleischproduktion reduzieren, eine Sharing Economy, eine Wirtschaft des Teilens und eine verantwortungsvolle Landwirtschaft mit permanent verfügbarer Windkraft und Photovoltaik aufbauen.
Ganz gewiss, ergänzte der Bürgermeister begeistert. Und wir, die Politiker mit Verantwortung, wir werden die geplante Umgestaltung regeln, und zwar auf allen Ebenen des Zusammenlebens. Von der obersten Ebene der Vereinten Nationen, der Non Governmental Organisationen über den Klimarat IPCC bis zum Wahrheitsministerium. Wir werden den verantwortungslosen, egoistischen Individualverkehr mit den verbrennungsgetriebenen PKWs einschränken. Das Zeitalter des zügellosen, egoistischen Konsums ist vorbei. Wir müssen die Zügel etwas anziehen. Durch die Energiekrise befinden wir uns in einem Übergangsstadium von einer hemmungslosen Überflusswirtschaft zu Mangelwirtschaft und Kriegsökonomie. Es ist jetzt bereits das wichtigste Interesse jedes verantwortungsvollen Individuums, die Interessen der Gemeinschaft über seine eigenen Interessen zu stellen. Das wird eine grundlegende Umgestaltung der Werte bewirken. Und das ist die Stakeholder Ökonomie. Nicht mehr der Profit einzelner Unternehmer wird das wesentliche Kriterium sein, sondern die Verantwortung, die jedes Unternehmen und jedes Individuum für das Wohlergehen des Klimas unserer Mutter Erde und des Kollektivs übernimmt. Ja, so ist es, Herr Bürgermeister. Die Individualisierung des menschlichen Lebens wird durch die Kollektivierung der menschlichen Existenz abgelöst. Wir können also davon ausgehen, dass jeder Einzelne sich nun bewusst ist, dass Entscheidungen mit Werten verbunden sind. Falls wir in Zukunft die Haltung des Eigeninteresses aufgeben, die so viele unserer sozialen Interaktionen vergiftet, werden wir in der Lage sein, Themen wie die CO2 Neutralität und unserem individuellen Fußabdruck mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Mit 8 Milliarden sind wir einfach zu viele geworden. schloss Ludius zufrieden, erhob sich und ging ab, ohne den Bürgermeister und die virtuellen weiblichen Wesen des Metaversums eines weiteren Blickes zu würdigen.
Er klickte sich in den virtuellen Restroom, um in Ruhe nachdenken zu können. Dort positionierte sich Ludius wie die Denkerstatue von Rodin. Er wollte aus der Perspektive des Stakeholder Fundamentalisten ein wenig über die Welt räsonieren. In diesem Augenblick der kontemplativen Entspannung offenbarte sich ihm eine jener großartigen geschäftlichen Imaginationen, die ihn im Verbund mit seinem untrüglichen Instinkt und dem ausgeprägten Gefühl für Macht und unterschiedliche Motivationslagen verschiedenster Untertanen an die Spitze seines Konzerns gebracht hatte. Eine innere Stimme meldete sich und verkündete Ludius die zehn Gebote der Stakeholder Ökonomie:
Regel Nummer eins: Leute, die sich selbst verkaufen, sind Politiker.
Regel Nummer zwei: Die meisten Menschen glauben doch das Gegenteil ist der Fall. Regel Nummer drei: Marktwirtschaft und Kapitalismus sind Gegensätze.
Regel Nummer vier: Wettbewerb ist etwas für Verlierer.
Regel Nummer fünf: Monopolisten erzählen Märchen, um sich selbst zu schützen. Regel Nummer sechs: Die besten Start-ups erinnern ein wenig an Sekten.
Regel Nummer sieben: Geld kommt zu Geld.
Regel Nummer acht: Eine Welt ohne Geheimnisse ist eine gerechte Welt.
Regel Nummer neun: Manche Geheimnisse sind gefährlicher als andere.
Regel Nummer zehn: Moral muss man sich leisten können.
Wessen Stimme war es, die in Ludius erklang und ihm diese plötzliche erhabene Eingebung zuflüsterte? Mit einem Mal war er sich sicher. Es war die Stimme des Firmengründers TH Schwob-Dugin, die da aus ihm sprach. Ludius war zutiefst berührt. Der ehrwürdige Vorsitzende höchstpersönlich, der unvergessliche Begründer des Stakeholder Konzerns, hatte sich im Jetzt und hier an diesem unauffälligen Ort der allergewöhnlichsten Geschäfte offenbart.
Andrea Hiller: Vielen Dank! Das war schon ein intensiver Einblick, bevor wir diesen Abschnitten nachgehen. Zuvor würde ich gerne noch für das Publikum erläutern, um welche Rollen es sich handelt. Ja, was ist der Handlungsstrang in dem Roman? Es gibt den Ludius, den Spieler. Und den Asperger. Das ist seine rechte Hand.
Walter Schönthaler: Asperger, ein sprechender Name. Das ist der Controller, in dem Fall ein empathieloser Mensch, der rein nach Zahlen funktioniert. Also ein halber Transhumanist bereits.
Andrea Hiller: Und den Eugenius.
Walter Schönthaler: Der Eugenius ist derjenige, der der Meinung ist, dass die Menschheit durch die Elite verbessert werden muss. Also ein Eugeniker. Hatten wir alles schon. War keine gute Idee.
Andrea Hiller: Und dann noch die Rapota, die Zeitungsjournalistin.
Walter Schönthaler: Rapota, die Journalistin, kommt aus Rappottenstein. Rappottenstein ist ein Ort im Waldviertel. Zufälligerweise in der Nähe wohne ich dort und die Rapota ist eine sehr kraftvolle Person, die benannt wird nach der Raubritter Rapoto von Kuenring, der davon lebte, die Menschen in mäßiger Weise zu berauben. Rappottenstein schreibt sich mit zwei P und zwei T. Es ist die Stadt der klirrenden Zähne, weil es dort normalerweise nicht nur sehr schön, sondern auch sehr kalt ist, deshalb ist es der Ort der klappernden Zähne und folglich der Doppelkonsonanten.
Andrea Hiller: Und es geht darum, dass ein Mineralwasserbetrieb aufgekauft werden soll von einem Stakeholder-Konzern, wo der Eugenius der Vorstand ist oder der Vorsitzende der Ludius. Es ist eben so, dass sich dieses Familienunternehmen gegen die feindliche Übernahme wehrt. Das private Familienunternehmen wehrt sich und will nicht aufgekauft werden. Dann gibt es noch den Dissenbach. Der ist Geschäftsführer des kleinen Mineralwasserbetriebs und besitzt zwei Prozent an der Firma. Und jetzt geht es darum, dass der Geschäftsführer quasi korrumpiert werden soll, dass er die 2 % verkauft. Ja, weil die anderen 48 % haben sie schon. Es ist ein 50/50 Spiel. Und es ist eben dieser Konzern, der fast wie eine Religionssekte organisiert ist. Und das ist auch lustig, dass du diese zwei Münzen dann für das Fidschigogerl-Spiel verwenden lässt. Das ist wie ein Ritual, eine Kulthandlung.
Walter Schönthaler: Da habe ich mich ein bisschen über die Rituale von Geheimgesellschaften lustig gemacht. Das Fidschigogerl mit einundzwanzig Cent ist das rituelle Spiel, dass nach jeder Sitzung des Stakeholder Konzerns gespielt wird. Also das Fidschigogerln. Ich weiß nicht, ob es den Jüngeren noch bekannt ist, ob Sie das noch kennen. Das ist ein einfaches Spiel, eine Art Tischfußball mit Münzen. Das spielt man mit einem Lineal oder mit einem Kamm. Und der Trick ist, dass man mit der schwereren Münze, also zum Beispiel mit der 20 Cent Münze die leichtere, kleine Münze, die 1 Cent-Münze in ein mit einem Bleistift markiertes Tor auf dem Tisch schießt. Das haben wir in den 70er Jahren gespielt. Es geht in der Geschichte auch darum, dass die Münzen ja wesentlich sind, weil sie Geld sind, mit dem jeder anonym kaufen kann, was er will. Die Münzen sind Bargeld und diese 0,20 € Münze, die im Jahr 2020 noch 0,20 € wert war, ist heute, 4 Jahre später, durch 20 % kumulative Inflation nur mehr 0,16 € wert. Also das ist der Effekt der Inflation, der Geldentwertung, die zulasten der Bevölkerung geht. Die Regierungen entschulden sich mithilfe der Inflation zulasten ihrer Bevölkerung. Und diese öffentlich- privaten Partnerschaften, Public Private Partnership oder PPP genannt, die sind bedeutsam. Hinter dem Begriff PPP, also Public-Private Partnership, die auch das Leitbild des World Economic Forums ist, verbirgt sich nämlich etwas, das während der letzten zwei Jahrzehnte den Mittelstand systematisch geschadet hat, nämlich die Klüngelei zwischen Großkonzernen mit der Politik. Wobei sich diese beiden Machtblöcke gemeinsam einer Sache widmen, statt sich gegenseitig in einer Machtbalance zu halten. Konzerne machen Gewinne und Politiker machen Gesetze. Leider stimmt das heutzutage nicht mehr. Heute machen die Konzerne und NGOs die Politik, durch ihre bezahlten Lobbyisten. Ein wirkmächtiger Großkonzern ist zum Beispiel eine Vermögensverwaltung wie BlackRock, die Beteiligungen und Vermögen verwaltet im Wert von 9000 Milliarden US- Dollars. Das ist in etwa das Zwanzigfache des österreichischen Bruttoinlandsproduktes. Und diese Konzerne und Kapitalsammelbecken haben Macht, die ständig wächst, vor allem durch die Digitalisierung. Und wer Macht hat, der nutzt sie auch. Und daher haben die sich zusammengeschlossen. Gemeinsam mit anderen Konzernen in diesem World Economic Forum. Und das ist ja an und für sich nichts Schlimmes, wenn man sich zusammenschließt. Das Problem ist nur, dass damit die Marktwirtschaft ausgehebelt wird, die Demokratie unterminiert wird und dass auch diese Verträge, die geschlossen werden zwischen den Monopolkonzernen und den Regierungen streng vertraulich sind. Ja, deswegen gibt es das mediale Theater zwischen Leitmedien und alternativen Medien über die Offenlegung der Impfstoff-Verträge, die auf Kosten der Steuerzahler geschlossen wurden, aber streng vertraulich sind, so dass unseren Politikern verboten wurden, darüber zu sprechen und weil diese Verträge bis dato noch immer nicht ungeschwärzt der Öffentlichkeit vorgelegt wurden.
Andrea Hiller: Wenn wir jetzt noch einmal diese zehn Gebote der Stakeholder Fundamentalisten hernehmen, die ja auch im Buch vorkommen woher hast du das? Also welche Quelle?
Walter Schönthaler: Ich habe das aus dem Buch von Peter Thiel entnommen. Alle diese Zitate sind wortwörtlich übernommen und in der kleinen Broschüre, die da vorne aufliegt, habe ich auch die jeweilige Seitenanzahl aus dem Buch angegeben. Es ist so, dass Satiriker Löcher in Erzählungen stanzen und es geht mir darum, das, was wirklich real existiert, in einer Form zu hinterfragen, die hoffentlich auch amüsant ist. Es hat keinen Sinn, sich zu beklagen über Dinge, indem man wissenschaftliche Arbeiten schreibt. Das interessiert niemand. Dafür haben wir auch keine Zeit. Ja, und der Mittelstand und auch die kleinen und mittleren Unternehmen sind beschäftigt mit der Existenzsicherung. Die setzen sich nicht hin und lesen beispielsweise das Mission Statement des World Economic Forum. Ist aber ganz einfach. Ich habe das auch in der Broschüre drin und einen Screenshot von der Website des WEF gemacht. Dort steht zu lesen, was du vorhin auch vorgelesen hast: Die WEF-Mission ist Öffentlich-Private-Partnerschaft, und die Mission ist das Leitbild des WEF, der Zweck dieser Organisation. Und das habe ich herausgenommen und in die Handlung des Romans eingebaut. Der Plot des Romans ist das Ziel der Stakeholder-Konzerns, ein Monopol am Mineralwassermarkt zu erreichen, weil du das vorhin angeschnitten hast. Der Stakeholder-Konzern versucht natürlich alle Tricks, dass dieser Dissenbach seine 2 % herausrückt, denn man hat bereits 7 von 8 Mineralwasserquellen gekauft und jetzt braucht man noch die achte, um das Ziel zu erreichen, um den Wettbewerb auszuschalten. Und wenn man die achte Mineralwasserquelle hat, dann dominiert man den Markt, dann ist das Unternehmensziel des Stakeholder Konzerns verwirklicht. Es geht um die Schaffung von Monopolen und dann kann man auch das CO2, das angeblich so schädliche CO2, aus dem Mineralwasser entfernen. Skurrile Idee, aber wir haben so viele skurrile Ideen bekommen die letzten drei, vier Jahre, dass selbst dieser Irrsinn gar nicht mehr als Irrsinn wahrgenommen wird. Und tatsächlich, es gibt wirklich Untersuchungen über den Klimaeffekt des CO2, das ins Mineralwasser kommt, auch ins Bier. Stellen Sie sich als gelernter Österreicher vor, dass im Bier plötzlich kein CO2 mehr drin ist. Das wäre fürchterlich. Ja, also das sind alles Dinge, die wirklich von den Think Tanks der sogenannten Eliten diskutiert werden. Auch die C-40 Städte und die 15-Minuten-Städte.
Andrea Hiller: Ja, wenn wir vielleicht kurz zurückkommen zur Stakeholder Ökonomie. Es gibt eine Vielzahl von Begrifflichkeiten, also auch seit den 90er Jahren, auch seit der Wende, seit dem Kalten Krieg ist es ja definitiv auch so, weil Du Peter Thiel erwähnt hast, dass Demokratie nicht mehr so in ist. Und dass es auch bei vielen ökonomischen Theorien jetzt auch mittlerweile darum geht, dass man sagt, der Staat ist nicht schlecht, denn im Endeffekt ist die private Partnership ja auch Public Private Partnership, oder? ÖPP, also öffentlich-private-Partnerschaft, ist ja auch so was wie ein Schlechtreden des Staates. Ja, auch als Verbesserungsvorschlag, dass man einen Businessplan macht oder dass man Manager an Positionen setzt, die einen Businessplan haben, um eine bessere Verwaltung von Gemeinwohlstrukturen zu haben. Also der Ausverkauf von Wasser generell, oder Privatisierung von Strom. Also die Privatisierung ist eine Welle, die weiter rollt. Also wer jetzt mitbekommen hat, was in Argentinien los ist mit dem neuen Präsidenten: Der will ja überhaupt alles privatisieren. Das entspricht natürlich auch dem Wunsch der Herrscherklasse, wo Peter Thiel dazugehört. Wenn wir vielleicht noch weiter zurückgehen, zur Mont Pelerin Gesellschaft mit Milton Friedman. Die haben Hongkong als wunderschönes Experiment erklärt, wo man frei wirtschaften kann. Es gibt ein Buch, das heißt Crack-Up Capitalism von Quinn Slobodian, wo das sehr gut beschrieben ist, wie die Marktmarket Radicals and the Dream of a World without Democracy funktioniert, also wo man quasi wirklich die Demokratie abschafft.
Und Demokratie ist natürlich solange ein Wert gewesen, der hochzuhalten ist, solange der Kalte Krieg existiert hat. Aber der wirkliche Wechsel und Wandel, die Wende hat sozusagen seit den 90er Jahren eine rasante Beschleunigung gebracht. In die Richtung, die wir jetzt besprechen, kann man sagen, dass er diese Kapitalisierung der Gesellschaft, die Finanzkapitalisierung der Gesellschaft ausgelöst hat. Das beschreibst du auch sehr gut in deinem Buch. Also ich habe viel gelernt aus diesen Dialogen zwischen Junior Münze und Senior Münze, wo zum Beispiel auch die Dinge erklärt werden, warum man heute den Begriff „Investor“ in der Suchmaschine, die nur deutschsprachige Begriffe sucht, etwa zehnmal häufiger findet als den Begriff „Unternehmer“. Ja, das hat sich geändert und kontinuierlich gesteigert. Und es ist natürlich auch Bretton Woods und dann natürlich 70er Jahre die Entbindung quasi von jeglichen Goldstandards. Und dieses Hineingehen in eine Finanzkapitalismus Industrie. Sehr gut nachvollziehbar mit Margaret Thatcher auch in den 80er Jahren. There is no alternative. Aber worauf ich auch zurückkommen möchte, weil du über die Zentralbanken und die Banken generell auch viel auch schreibst in dem Buch, das war für mich so ein Aha-Erlebnis. Ich meine, die meisten wissen es wahrscheinlich, aber ich habe das nicht gewusst, dass es eben 1932 nach der Finanzkrise ein Gesetz gab, das die Spekulationsbanken von den Geschäftsbanken getrennt hat.
Walter Schönthaler: ja, man hat die Geschäfte der Geschäftsbanken getrenntvon den spekulativen Geschäften der Hedgefonds, durch den Glass-Steagall-Act.
Andrea Hiller Aber dieses Gesetz wurde 1999 unter Clinton aufgehoben. Sehr interessant also, dass das eigentlich dann zu diesen unmäßigen Investitionen führen konnte. Oder erklärst du das vielleicht besser als ich?
Walter Schönthaler: Es ging im Prinzip darum, dass Geschäftsbanken für die Geschäfte da sind, also für die Finanzierung von Unternehmen. Die Banken sollen Kredite vergeben, für Innovationen, für neue Produkte und so weiter – und das ist ja alles okay. Nach der Weltwirtschaftskrise war es den Geschäftsbanken nicht mehr erlaubt, die zumeist hochspekulativen Geschäfte der Hedgefonds zu tätigen. Die Hedgefonds sind nichts anderes als Spekulationsorganisationen, denn das Geschäftsmodell der Hedgefonds hat mit dem normalen Bankgeschäft, also der Vergabe von Krediten, überhaupt nichts zu tun. Hedgefonds tätigen Leerverkäufe, spekulieren mit hohem Risiko. Hedgefonds arbeiten folgendermaßen: Okay, ich verkaufe heute eine Aktie, die heute 100 zum Beispiel wert ist und in drei Monaten muss ich diese Aktie zum Termin um 100 an einen Käufer übergeben. Ich besitze aber die Aktie aber derzeit gar nicht. Erst in drei Monaten kaufe ich die Aktie, die heute 100 wert ist, aber nicht um 100, sondern zum Kurs 80. Wie geht das? In der Zwischenzeit, also von der Zeit des Vertragsabschlusses bis zum Lieferzeitpunkt treibe ich den Kurs nach unten, weil ich als mächtiges Kapitalsammelbecken über enorme Power, Marktmacht und Medienmarkt verfüge. Die gleichen Organisationen, die ja zum Beispiel an den Rüstungskonzernen und an den Medien beteiligt sind, sind ja auch die gleichen Asset Management Companies, die dann den Wiederaufbau über ein vertragliches Memorandum mit der ukrainischen Regierung in der Ukraine durchführen werden. Also die verdienen doppelt am Krieg, zunächst durch ihre Beteiligung an Rüstungskonzernen, zum Beispiel an Lockheed-Martin oder Rheinmetall oder Northrop. An der Zerstörung verdienen sie also über ihre Beteiligung an den Rüstungsfirmen und dann verdienen sie nochmals am Wiederaufbau, also doppelt verdienen diese Kapitalsammelbecken am Krieg. Und klar ist: denen kann der Krieg nicht lang genug dauern. Aber ja, es klingt nicht nur furchtbar zynisch, es ist es auch.
Andrea Hiller: Auch eine zynische Frage? Wer hat das gemacht? Würde es ohne Waffenindustrie nicht dem Geldsystem noch viel schlechter gehen oder der Wirtschaft? Es ist sehr zynisch, jedoch.
Walter Schönthaler: Die Frage nach dem System. Ja, das ist eine gute Frage. Das derzeitige Geldsystem steht an der Kippe. Ja, und es kommt jetzt zu einem Ende. Und da gibt es ja auch den Beschluss von der Europäischen Kommission, dass man diese CBDC einführt, die Zentralbank Digital Currency. Das ist in Wirklichkeit nichts anderes, als dass man dann Bürgergeld oder Rente überwiesen bekommt von der Zentralbank, und zwar nicht mehr von unserer Hausbank, sondern von der Zentralbank. Einer der wesentlichen Personen hat es zusammengefasst, und zwar Augustin Carstens, der ist der Generalsekretär der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, abgekürzt BIZ. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist die Zentralbank der Zentralbanken, also die oberste Bank aller Banken. Also die BIZ in Genf ist die Dachorganisation, da ist auch die US-Federal Reserve Bank enthalten, die eine private Bank ist und die EZB, die den Staaten gehört und alle anderen Zentralbanken der Welt sind dort Mitglied. Und der Chef der BIZ, Augustin Carstens sagte bei einer Sitzung im Internationalen Währungsfonds: „Es gibt einen großen Unterschied. Zum Beispiel wissen wir beim Bargeld nicht, wer heute eine 100 $ Note nutzt. Ein entscheidender Unterschied der CBCs ist, dass die Zentralbanken absolute Kontrolle über die Regeln und Regulierungen haben werden, die die Nutzung des digitalen Zentralbankgeldes regeln. Und wir werden auch die Technologie haben, das durchzusetzen.“ Also durch die IT-Seite. Die beiden Aspekte Anonymität und Kontrolle sind sehr wesentlich und machen einen riesigen Unterschied gegenüber dem Bargeld aus. Uns, den Bürgern, versucht man ja immer wieder weiszumachen, dass das CBDC-Geld keinen Unterschied zum Bargeld ausmacht. Aber dieses Zitat von Carstens spricht dagegen. Ich weiß es nicht, was dabei herauskommt. Aber Bargeld ist anonyme, gedruckte Freiheit und Zentralbankgeld ist für mich das Gegenteil davon. Carsten sagte im weiteren Verlauf des IWF-Meetings auch noch, dass niemand das digitale Zentralbankgeld nutzen könne, dem die Zentralbank das nicht gestatten möchte.
Andrea Hiller: Ja im Grunde Bargeld im Umlauf ist sowieso nur ein geringer Anteil an der ganzen Geldwirtschaft, kann man sagen, oder? Und es gibt ja viele neue Begriffe, wie Swaps, oder? Also was man halt auf alles kann man wetten. Es sind ganz viele neue Abkürzungen entstanden und das hat sich auch vervielfacht die letzten Jahrzehnte. Und ich habe manchmal das Gefühl, es ist eigentlich auch so was wie eine Verwirrungstaktik dabei. Denn du hast vorhin gesagt, wenn die Leute das Geldsystem, wenn sie das Geldsystem begreifen würden, dann würde es vielleicht schon viel mehr Aufstände oder Revolutionen geben. Ja, aber es ist auch sehr schwer verständlich. Und ja, mich würde interessieren, wenn du jetzt so als Wirtschaftslehrer, Lehrender und Lernender – wir sind ja immer beides – eine Empfehlung geben würdest. Also welcher Wirtschaftstheoretiker oder Ökonom oder welche Theorien wären eigentlich so Schlüsselquellen, die man wissen sollte in der heutigen Zeit? Oder ist es schon so komplex, dass das nicht zu beantworten ist?
Walter Schönthaler: Also die neue monetäre Geldtheorie, die derzeit von der EZB umgesetzt wird, ist für mich keine Option. Man glaubt, man braucht nur Geld drucken und dann würde alles funktionieren und es wird alles okay sein. Ich glaube, dass es darum gehen sollte, wieder den Wettbewerb stärker zuzulassen, den Wettbewerb zu fördern. Es ist nicht gut, dass es Konzerne gibt, die in Wirklichkeit jetzt schon die Aufgaben von Staaten übernehmen. Ja, also ich meine, wenn man sich das anschaut, dass beispielsweise Microsoft Google bereits Zensur ausübt, und das im Auftrag oder mit Billigung der Staaten, dann frage ich mich: wohin soll das noch gehen? Denn dann hast du nur mehr eine Gesellschaft in Einheitsmeinung und es gibt überhaupt keine Möglichkeit mehr, etwas zu diskutieren. Ja, es wird auch das Diskussionsspektrum, der öffentliche Bereich immer mehr eingeschränkt. Ja, über gewisse Dinge darf man gar nicht mehr reden. Euroaustritt? Austritt aus der Europäischen Union? Undiskutierbar. Ganz schlimm. Ja, um Gottes Willen, die EU-Kommissare bitte nicht in Frage stellen, was immer die auch tun. Der Diskursraum hat sich in den letzten Jahren dramatisch verengt und da sehe ich auch den Edward Louis Bernays. Der ist der Begründer der Propaganda. Mittlerweile heißt sie Public Relations. In seinem einleitenden Statement in dem Buch Propaganda, das bereits 1922 erschienen ist, hat er gesagt, die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wesentliches Element der Demokratie.
Zuhörer aus dem Publikum: Das Buch „Propaganda wurde 1928 geschrieben, nicht 1922, bitte!
Walter Schönthaler: Sie haben vollkommen recht. Danke für den Hinweis! Bernays hat das Buch „Propaganda“ nicht 1922, sondern 1928 veröffentlicht.
Das Zitat von Bernays müssen wir, denke ich, einfach mal so stehen lassen. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Was sind denn die organisierten Gewohnheiten? Beispielsweise, dass man sich zur Begrüßung die Hand gibt oder auch nicht? Oder ist es eine organisierte Gewohnheit, dass man sich mit dem Fuß kickt, mit der Faust stößt oder mit dem Ellbogen drückt, so wie Politik und Medien uns diesen Unsinn vor 4 Jahren bei der Corona-Krise vorgemacht haben? Das alles sind organisierte Gewohnheiten, Ja. Und die Meinungen? Ja, das kann man nachlesen. Die Meinungen muss man sich wirklich erarbeiten. Ja, wenn man so ein Buch gelesen hat. – okay, dann hat man eine andere Situation. Glücklicher – das werden Sie mir vielleicht bestätigen – werden Sie dadurch auch nicht. Ja, weil man viel erfährt, was man nicht erfahren würde, wenn man regelmäßig die Leitmedien konsumieren würde – und nur die Leitmedien. Nicht alles, was in den Medien steht, stimmt allerdings mit der Realität überein. Das heißt, es ist eine permanente, permanente Herausforderung, mit der wir es zu tun haben. Wir müssen ununterbrochen uns überlegen: Stimmt das oder stimmt das nicht? Das Wesentlichste ist, dass wir verstehen, dass unsere Wahrnehmung, unsere höchstpersönliche, die jeder Mensch hat, eigentlich die Priorität haben muss und dass man doch den Mut haben sollte, sich seiner eigenen Meinung zu bedienen. Ja, also Kant, der große Aufklärer hat das in etwa so gesagt: Man muss den Mut haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen – und seine eigene Meinung zu sagen.
Andrea Hiller: Natürlich muss man sich ja irgendwoher auch Informationen besorgen oder halt grundsätzlich auch seine eigenen Denkformen und Narrative, die man sich selbst erzählt, hinterfragen. Also ich denke, man ist sicher herausgefordert, sich verschiedene Quellen anzuschauen schauen. Aber ich möchte noch mal zurück auf das Buch, bevor wir dann auch noch auf deine Initiative eingehen, der den KMUs, die den KMUs gewidmet ist. Es ist in deinem Buch auch die Rede von den Virtualisten. Diesen Begriff hast du erfunden oder gibt es den wirklich?
Walter Schönthaler: Ich glaube nicht, dass es den Begriff derzeit schon gibt. Den Begriff „Virtualisten“ habe ich erfunden, weil ich festgestellt habe, dass diese Leute, die so explosionsartig superreich geworden sind, nur virtuelle Geschäfte machen. Denn das wesentliche Prinzip der Virtualisten geht in etwa so: nur ein Geschäft ohne reale Grundlage ist ein wirklich gutes Geschäft. Also Virtualisten, das sind diese Leerverkäufer und Spekulanten. Ich bin Realwirtschaftler und sage ja zu freiem Wettbewerb. Das zweite Gebot der Virtualisten ist, dass man eine sehr niedrig ausgeprägte, sagen wir mal „relative“ Moralität als Virtualist haben muss.
Andrea Hiller: Und „Moral muss man sich leisten können.“
Walter Schönthaler: Genau. Das ist der letzte Punkt von den zehn Regeln des Peter Thiel. „Moral muss man sich leisten können“, Na ja, diese Regel kann man auch doppelt interpretieren. Man kann sagen okay, Moral kann man auch entsprechend kaufen. Indem man die Medien einfach positiv über das eigene Unternehmen berichten lässt.
Andrea Hiller: Ja, das ist natürlich auch so, dass vieles, was du zitiert hast im Laufe des Abends und was auch in deinen Beispielbüchern, die hinten aufliegen, von Peter Thiel und vom, ja, vom Klaus Schwab alles drinnen steht. Das ist definitiv etwas, was bekannt ist. Ja, genauso kann man sich Webseiten anschauen und recherchieren und es ist alles wißbar, wenn man es wissen will. Es ist nur die Frage, was man mit dem Wissen tut. Ich glaube, es ist auch für viele Menschen oft so unaushaltbar, dass man es lieber verdrängen würde, als sich der Realität zu stellen. Und dann manchmal eben auch findet man keine Partner mehr, mit denen man darüber reden kann oder diskutieren, weil manche Wörter sind ja schon ad obligo. Also es sind schon einfach vorverurteilt, es gibt ja so was wie ein Framing. Also wenn ich jetzt WEF sage oder Klaus Schwab, provozierst du ein „Hallo Verschwörungstheoretiker“ oder „Hallo, Schwurbler.“ Es wurde eben so viel einer gewissen Gruppe zugeschrieben. Und deswegen denke ich, gibt es da auch so was wie ein Denkverbot. Fast schon darüber, dass man nicht mehr so nachdenkt über diese Maßnahmen und gleichzeitig ist so vieles gerade im Gange. Ich muss ehrlich sagen, ich bin ja auch keine Ökonomin, aber wenn ich dieses Buch da jetzt zu lesen anfange über Crackup Capitalism und da finde ich den Peter Thiel wieder, wo mir dann erklärt wird, es gibt eigentlich schon hunderte Zonen auf dieser Erde, die wirtschaftliche Freihandelszonen sind. London ist auch so ein Beispiel. Also da gibt es den Square Kilometer in London, wo die Akteure sich nicht der nationalen Regelung unterwerfen müssen, also weder Steuerrecht noch Arbeitsrechte geltend sind. Da gilt nichts. Da ist es einfach für die Konzerne möglich, ihren ihre eigenen Policies zu machen. Und es gibt eben schon viele dieser Hunderten. Man nennt das einfach sehr neutral „Zones“, also Zonen. Du verwendest Marktwirtschaft, da gibt es die Marktradikalen. Das ist die Ideologie, wo man am besten keinen Staat hat und wo Demokratie schlecht geredet wird. Und das ist eine Entwicklung, die überrollt einen fast und man hat das Gefühl, es ist eigentlich schon da. Und wenn man da etwas dagegen machen möchte, dann reicht es nicht mehr, an einem Schräubchen zu drehen. Also das ist einfach schon sehr groß geworden und da würde ich noch einmal darauf zurückkommen wollen in der Diskussion mit dem Publikum, Was können wir tun? Was kann auch ein Klein und Mittelunternehmer tun, um solchen großen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen?
Walter Schönthaler Ich habe diese Dinge, die du beschrieben hast, nicht im Einzelnen analysiert. Ich habe nur das eingearbeitet, was ich bereits realisiert hatte, was also bereits en vogue ist und was gerade jetzt passiert. Diese Umstellung auf digitale Zentralbankwährung und auch die Geschichte mit dem CO2-Fußabdruck, ja, also das ist ja in Verbindung mit der digitalen Währung ein perfektes Kontrollinstrument für die selbsternannte „Elite“ in den Public-private-partnerships. Wenn das realisiert wird, dann haben wir keine guten Chancen mehr, ein freies Leben zu führen. Und ich denke, wir Menschen, wir sollten ein freies Leben führen. Und deshalb habe ich auch dieses Buch geschrieben, dass es wichtig ist, sich darüber Gedanken zu machen, was derzeit passiert. Dass wir miteinander darüber reden, ist auch wichtig. Was gerade passiert, kann man zusammenfassen mit einem Zitat von Klaus Schwab, der in Davos vor der selbsternannten Elite von Konzernen, NGOs und Politikern folgendes sagte: „Lassen Sie es uns klarstellen: die Zukunft wird von UNS gestaltet. Durch eine mächtige Gemeinschaft, wie Sie hier in diesem Raum sehen. WIR haben die Mittel dazu.“ Das sagt jemand, der überhaupt keine Legitimation hat, der keine Verantwortung trägt und der, den niemand gewählt hat. Und Larry Fink, der CEO von BlackRock sagte bereits 2017 in einem Video, das bei einer Konferenz aufgenommen wurde: „You have to FORCE behavior” Also, das heißt, Verhalten zu erzwingen. Und Fink von BlackRock fügte dann noch hinzu. „At BlackRock, we ARE forcing behaviors“. Fazit: Die reden nicht nur darüber und nicht nur in Davos, die tun es tatsächlich, jeden Tag, sie erzwingen Verhalten und sagen es auch noch klar und deutlich. Logisch. Wenn man die Finanzmärkte unter Kontrolle hat, dann kann man auch die Vorstände der 500 wichtigsten und größten S& P-Unternehmen steuern. Diese Vermögensverwalter wie BlackRock, State Street, Vanguard und Konsorten haben Beteiligungen an den wichtigsten Unternehmen und das sind natürlich keine kleinen und mittleren Unternehmen, sondern marktbeherrschende Großunternehmen. Es gibt kein einziges KMU, kein einziges kleines oder mittleres Unternehmen, welches Mitglied ist im World Economic Forum. Wir sehen ja, was diese 5 Lockdowns in Österreich 2020 und 2021 bewirkt haben. Die Lockdowns haben eine katastrophale Entwicklung ausgelöst bei den KMUs. Die KMUs sind der Motor unserer Wirtschaft in Österreich. Die KMU sind seit der Finanzkrise 2008 laut Mitteilung des Wirtschaftsministeriums bis 2019 stärker gewachsen als die Großunternehmen, 99,6 % der Unternehmen, die wir in Österreich haben, sind kleine oder mittlere Unternehmen, zitiert die Studie „KMU im Focus“. KMU ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Und der Mittelstand ist das Herz unserer Gesellschaft. Und aus dem Grund habe ich auch gemeinsam mit dem Helmut Sauseng eine Initiative gegründet, sie heißt SOS-Mittelstand, Alliance for Small und Middle Size Enterprises.
Andrea Hiller: Aber vielleicht noch zu ergänzen. Thema „Klimazertifikate“, weil die von dir auch erwähnt wurden. Du warst auch in dem System drin und hast Nachhaltigkeit an der FH Wiener Neustadt, Campus Wieselburg unterrichtet.
Walter Schönthaler: Ich habe Green Economy und Sustainability Marketing unterrichtet, und zwar so, wie ich gedacht habe, dass es tatsächlich in der Praxis möglich ist. Ich habe meinen Studentinnen und Studenten gesagt: Passt auf, ohne Profit gibt es überhaupt keine soziale oder ökologische Komponente. Ihr müsst zunächst einmal mehr erlösen, als ihr an Kosten habt, damit ihr überhaupt investieren könnt. Ja, und? Und dann habe ich gesagt okay, es ist gut, wenn man sich kümmert um die ökologischen und gesellschaftlichen Belange. Ich war einer der ersten, der das Thema „Sustainability“ aufgegriffen hatte. 2011 habe ich angefangen damit mit der klassischen Green Economy des kompletten Lifecycles und eine Lehrveranstaltung entwickelt. In der Zwischenzeit, also während der letzten eineinhalb Jahrzehnte habe ich festgestellt, dass die Nachhaltigkeits-Idee als Geschäftsmodell übernommen wurde von den Großkonzernen, um daraus wieder ein lukratives Geschäft zu machen und gleichzeitig auch zu mehr Kontrolle über die Verbraucher zu gelangen. Denn die Großkonzerne wurden immer kritisiert dafür, dass sie Monopole sind, ihre Produkte und Dienstleistungen zu einem überhöhten Verkaufspreis verkaufen und dass sie sich überhaupt nichts kümmern um Gesellschaft und Ökologie. Jetzt haben die Monopolisten folgendes gemacht: Die haben die Kritik der Linken und der Grünen übernommen und gesagt: Ihr habt ja recht mit eurer Sorge um die Umwelt. Wir kümmern uns jetzt darum, wir machen das. Und damit haben sie den Spieß umgedreht und machen jetzt seitdem auf öko und auf sozial. Und alle diese Dinge sind natürlich Geschäftsmodelle. Geschäftsmodelle sind wesentlich wirkmächtiger als Verschwörungstheorien. Erstens einmal schwört heute sowieso keiner mehr. Und zweitens: Eine Theorie ist eine abstrakte Sache, aber ein Geschäftsplan ist ein konkreter Plan mit Zahlen. Das ist eine Verpflichtung für den Vorstand. Wenn der Vorstand den Business Plan nicht erfüllt, dann muss er damit rechnen, dass ihn der Aufsichtsrat abschießt. Wer sitzt dann im Aufsichtsrat bei den großen Konzernen? Die gleichen Leute, die keine Unternehmer sind, sondern Investoren und Stakeholder, die vom Geschäft in der Regel wenig bis gar nichts verstehen. Wieder diese großen Vermögensbeteiligungen, die auch untereinander noch wechselseitig beteiligt sind. Auf diese Weise haben diese Kapitalsammelbecken enormen Einfluss auf die Unternehmen, an denen sie beteiligt sind. Und das ist ein wesentlicher Punkt: Es geht gar nicht mehr um irgendeine wirtschaftliche Theorie, sondern wir haben bereits eine Situation, wo wir einen Monopolkapitalismus haben, der teilweise schon intensiv mit der Politik kooperiert, zum Beispiel im Bereich Zensur. Wir haben die Zensur auch erwähnt vorhin. Zensur von Meinungen wurde delegiert von den Staaten auf die IT-Konzerne.
Andrea Hiller: Welche Rolle spielen Ratingagenturen? Also die es eigentlich seit den 70er Jahren gibt also Ratings, wie Moody´s oder Standard & Poor, diese Ratings werden ja auch immer wieder gemacht, auch um Staaten hinunter zu raten. Auch Staatsanleihen sind nicht mehr das wert, was sie früher waren. Also Ratingagenturen werden auch schon eingesetzt, um diese Art von „Marketing“, muss man fast sagen, durchzubringen.
Walter Schönthaler: Die Ratingagenturen gibt es auch bereits für sogenannte ESG-Agenda 2030, und zwar Environmental, Social und Governance, also Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Und dafür gibt es auch bereits Ratings, die Unternehmen nach diesen Kriterien beurteilen. Und wenn Sie als Vorstand eines Großkonzerns eine schlechte Beurteilung bekommen in dem Rating, dann kriegen Sie Probleme. Weil sie möglicherweise Investitionen nicht bekommen, weil die Ratingagenturen sagen, der Gewinn stimmt zwar, aber das ökosoziale Rating und die Wokeness der Unternehmensführung passen nicht. Du musst in Windräder investieren im Waldviertel. Ja, da werden halt dann 285 Meter hohe Windräder aufgestellt, 40 Stück. Das wollen sie derzeit machen, zum Beispiel? Ja, und dort oben den Wald roden, da braucht man einen Hektar pro Windrad, dann grabt man ein Loch und schmeißt 600 Tonnen Zement pro Windrad rein für die Verankerung der Windradeln. Da rührt sich dort nichts mehr. Den Zement und Beton kriegen wir nie mehr wieder aus dem Waldboden. Dann haben wir 40 Windräder im Waldviertler Wald, in der Touristikzone. Ja, und das ist das, was ich immer wieder feststelle, ist, dass diese ursprüngliche Idee der Nachhaltigkeit pervertiert wird. Denn die ursprüngliche Idee der Nachhaltigkeit, die richtet sich von der Wiege des Produktes, inklusive der Rohstoffe, dem Transport und der Verarbeitung über alle Phasen bis zum Recycling. Wie bitte wollen diese Unternehmen die Rotorblätter, die zu einem großen Teil aus China zugekauft werden, für 40 Windradeln am Ende der Nutzungsdauer, also nach maximal 25 Jahren, entsorgen oder recyceln? Und woher? Wo kommen denn die seltenen Erden, die Rohstoffe, die aus der Erde gebuddelt werden, her. Zum Beispiel das Cobalt für die Batterien der Elektroautos? Ich meine, das ist doch Heuchelei. Das passt doch hinten und vorne nicht. Ja, und auch die Klimazertifikate, Da gab es vor kurzem wieder in der Schweiz einen Riesenskandal. Ja, weil man draufgekommen ist, dass einige dieser Zertifikate nicht das erfüllen, was sie versprochen haben. Heute ist jeder klimaneutral. Sogar die Tankstellen sind schon klimaneutral. Bitte erklär mir jemand, wie das gehen soll.
Andrea Hiller: Es gibt eine gewisse Perversion in dieser Zertifikatsindustrie und natürlich auch, muss man ja dazu sagen, auch eine Ratingagentur ist eine Firma und kriegt von irgendwoher Geld. Ja, und wenn man darüber nachdenkt, wie man dieses schon sehr kranke Geld und Wirtschaftssystem noch retten oder verändern könnte, dann muss man ja sagen, es gibt schon so viele Pflaster, die aufgepickt worden sind, die für sich schon sehr fragwürdig sind. Also ohne diese Derivate Blase könnte vieles so gar nicht mehr funktionieren, wie es funktioniert. Und gleichzeitig kann man sich ja immer wieder freikaufen. Oder man hat einen Lobbyisten irgendwo sitzen, der das schon unterbringt, was man haben will. Also das ist eine große Hybris, der wir unterliegen. Übrigens hat der Rainer Mausfeld ein neues Buch herausgegeben über das Thema, es heißt „Hybris und Nemesis“, wo er eben diese 5000-jährige Geschichte der Gewalten analysiert hat, auch wie man letztlich die Korruption der Eliten eingeschränkt hat, schon in einfachen Jäger und Sammler Gesellschaften als Lernbeispiel für heute herzunehmen. Aber es ist immer wieder das gleiche Thema: Wie kann man die Macht einhegen? Und das ist natürlich auch die Kritik glaube ich, die du hast an diesen PPP-Konstrukten, weil ja diese neue Konstruktion einer PPP-Realität, also Public Private Partnership ging damals recht gut, auch den Einfluss von Oligarchen oder reichen Leuten erhöht und die natürlich dann sehr stark auch die Themen mitbestimmen und noch dazu jetzt diese CO2. Das CO2 Bashing muss man fast schon sagen, könnte man auch erwähnen. War glaube ich jetzt in der Zeitung „Der Standard“ vor kurzem erst einen Artikel drüber, dass 2 % der reichsten Menschen in der Welt, nicht weniger als 2/3 des CO2 Ausstoßes produzieren. Ja, also es geht immer, wenn etwas verändert werden soll. Wir geht es oft nicht darum, dass die, die an der Macht sitzen, sich mit verändern werden wollen, sondern da geht es ja darum, dass eine breite Masse an Menschen eben nichts haben und glücklich sein soll.
Walter Schönthaler: Um den Satz in einem mittlerweile gelöschten Video des WEF zu zitieren. Zur CO2 Erzählung. Wenn man dieses Narrativ jetzt auch aufmachen, dieses Fass von der menschengemachten Klimaveränderung öffnen, dann brauchen wir noch eine Stunde. Al Gore hat dazu gesagt: oh ich finde, das Zitat leider jetzt im Augenblick nicht auf dem Zettel. Mal schauen, wo das steht. Aha. Hier: Al Gore, Klimamilliardär, hat gesagt, der Klimawandel ist eines der profitabelsten Geschäftsmodelle, die es je gegeben hat. Das heißt, in Wirklichkeit geht es nicht um Verschwörungstheorien, sondern um Geschäfts- und Businesspläne. Ich habe mal einen Freund gehabt, der gesagt hat: Walter, du erzählst mir Verschwörungstheorien. Da habe ich gesagt: Na ja, gut, und wie ist es bei dir? Sagt er darauf: Ich nicht, ich bin das Gegenteil eines Verschwörungstheoretikers. Darauf wieder ich: Okay, was ist denn deiner Meinung nach das Gegenteil eines Verschwörungstheoretikers? Er hat mir nicht darauf geantwortet. Und dann habe ich darüber nachgedacht und habe das Gegenteil, das Gegenwort von Verschwörungstheorie gesucht. Das Gegenteil von einem Theoretiker ist ein Praktiker, und das Gegenteil von Verschwören ist Vertrauen. Demnach ist also das Gegenteil eines Verschwörungstheoretiker der Vertrauenspraktiker, das ist der, der darauf vertraut, dass die Geschichten, immer richtig sind. Ja, also was die Mama erzählt oder der Papa übers Christkind und so, das ist immer richtig. Gut. Das war zumindest gut gemeint. Ja, aber mit dem Alter von vier, fünf Jahren glaubt man das nicht mehr. Ja, und ich glaube, dass diese Geschichten alle einen wirtschaftlichen Hintergrund haben. Es geht gar nicht um die Einzelpersonen, dass die so reich sind, sondern es geht um die Corporations. Wer jemals in einer Corporation gearbeitet hat, der weiß, dass natürlich es nur eine Sache gibt. Das ist die bottom line, die Grundlinie. In letzter Konsequenz geht es in einem Unternehmen darum, ein profitables Ergebnis zu erreichen. Und das musst du erreichen als Vorstand. Ja, natürlich kannst du uns auf unterschiedliche Weise erarbeiten. Aber der Druck, der drauf ist auf den Vorständen, der ist enorm. Das heißt, die Vorstände und Geschäftsführer müssen versuchen, hier einen Kompromiss zu finden. Einem Kompromiss zwischen dem, was so gewünscht wird, und dem, was machbar ist. Und das ist nicht immer einfach. Und jetzt kommen auch noch diese Nachhaltigkeits-Kriterien dazu. Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg ist nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis des Unternehmens, sondern jetzt muss man auch noch klimaneutral sein, zumindest nach außen hin, in der Öffentlichkeit. Ja, also dieses zusätzliche Ziel kommt noch dazu und das ist das eigentliche Problem, dass man nicht mehr zurückgeht auf das wirkliche Unternehmertum. Der Unternehmer, wie der Name schon sagt, der hat etwas unternommen, weil er der Meinung war, dass er zwei Dinge damit erreicht Erstens ein überlegenes Produkt oder Dienstleistung auf den Markt zu bringen und zweitens nicht dabei zu verhungern und dann Profit zu machen. Ist doch ganz normal und ich glaube, dass das auch die Lösung ist. Wir müssen wieder zurückkehren zur Marktwirtschaft. Wettbewerb bändigt, bändigt diesen Monopolkapitalismus. Es sagt auch Peter Thiel in seinem Buch: Wettbewerb ist das Gegenteil von Kapitalismus. Wettbewerb behauptet Thiel, ist eine Ideologie und eine Illusion. Ich finde das nicht. Ich finde, dass genau diese drei Eigenschaften das Wesen unserer Marktwirtschaft bilden: Wettbewerb, Marktwirtschaft und die Möglichkeit, zwischen vielen Alternativen zu wählen.
Wenn wir nämlich überlegen, wie viele Entscheidungen wir treffen, täglich, wöchentlich, pro Monat, pro Jahr, indem wir etwas kaufen oder nicht kaufen. Das sind alles demokratische Entscheidungen. Wenn ich aber immer wieder höre, Dinge sind alternativlos, dann weiß ich, was damit gemeint ist, nämlich das Gegenteil von Wettbewerb, das Gegenteil von Entscheidungsmöglichkeiten. Und das habe ich in letzter Zeit die letzten drei, vier Jahre zu oft gehört. Und daher glaube ich, dass es im Prinzip darum geht, dass wir das tun, was wir ohnehin tun in erster Linie unsere eigene Wahrnehmung über die Wahrnehmung der Medien zu stellen und uns aufgrund unserer Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens angesammelt haben, eine Meinung zu bilden. Und diese Meinung, wenn wir später feststellen, dass sie vielleicht möglicherweise nicht mehr richtig ist, auch zu revidieren. Aber dafür brauchen wir einen Diskurs. Das bringt uns an den Anfang zurück. Der Diskurs ist wichtig. Und weil du den Rainer Mausfeld erwähnt hast: Die Einschränkung des öffentlichen Diskursraumes ist eine der größten Tragödien, mit der wir derzeit konfrontiert sind. Und diese Political Correctness ist meiner persönlichen Meinung nach nichts anderes als Correctional Politics. Es muss möglich sein, Dinge zu diskutieren und es muss möglich sein, auch andere Meinungen zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren. I hear what you’re saying, sagt man in England, wenn man nicht einverstanden ist mit dem, was einem jemand sagt. Das heißt jetzt nicht, dass er, dass er zustimmt, aber er hört zu.
Andrea Hiller: Danke. Ich sage jetzt mal, es ist für mich so ein Stichwort, das wir dann ins Publikum gehen. Aber zunächst noch eine dritte kurze Leseprobe aus dem Roman, bitte Eva Maria.
Eva Maria Neubauer liest „Philanthropen“: Auszug aus Kapitel 16: Der Auftragskiller. Hey, hören Sie, Mann! Nahm der Auftragskiller Piotr mit Asperger dem Chief Financial Officer der Stakeholder Firmengruppe, die Verhandlungen über sein Honorar wieder auf. Ich mache es ausnahmsweise nur für Sie, weil Sie ein sympathischer Kerl sind. Für 50.000, aber die ganze Summe im Voraus. Nur für Sie. Verstehen Sie? Und auch, weil ich dem Therapeuten, meinem Coach, korrigierte sich Piotr verlegen und rückte seine Sonnenbrille zurecht, noch ein paar Geldstücke, ein Packen Geld schulde. Er macht mir einen Höllendruck, verstehen Sie? Er nimmt den Seelendruck und schürt den finanziellen. So läuft es nun einmal ab. Ist das nicht lustig? Irgendwie? Verdammt! Asperger als Autist lachte natürlich nicht mit. Er verzog keine Miene. Piotr stellte seine Hoffnungen ein, ihm ein Lächeln oder ein Zeichen des Verständnisses abzuringen, wie es nach der telefonischen Empfehlung seines Therapeuten den Verhandlungen dienlich gewesen wäre. Also setzte Piotr neulich an: Sie müssen wissen, ich bin wirklich einer der Besten der Branche. Vor mehr als zehn Jahren, als ich mit diesem Job begann, war ich ein Nichts, Ein Niemand. Heute bin ich der Beste unter den Besten. Der Elitekünstler vom Fach, der Überflieger unter den Meistern. Sie werden es sehen. Ich habe viele Opfer bringen müssen, um dahin zu gelangen, wo ich jetzt bin. Sogar meinen Namen musste ich ändern. Ich weiß nicht, ob Sie eine Vorstellung davon haben, wie schwer das ist, auf legale Weise seinen Namen zu ändern und es zu bewerkstelligen, ohne jemanden umzubringen.
Wie war denn Ihr ursprünglicher Name? Unterbrach ihn Asperger ungerührt, aber neugierig. Georg Waserl, flüsterte Piotr verschwörerisch. Verraten Sie es niemandem. Sie sind der Einzige, der davon weiß. Andernfalls müsste ich Sie leider umlegen, setzte Georg Waserl lässig hinzu. In Erwartung, sein Gegenüber würde Furcht zeigen. Aber der Autist zeigte nichts dergleichen, was schade wäre, denn Sie sind ein feiner Kerl, legte Piotr deshalb noch nach. Und können Sie sich vorstellen, wie man mich damals genannt hat, so der inzwischen sehr redselige Piotr weiter. Asperges beharrliches Schweigen schien ihn anzuregen. „Waserlschurl?“ riet Asberger behutsam. Woher wissen Sie das? fragte Piotr, wie vom Blitz getroffen. Er schwieg einige Sekunden lang, gleichermaßen überrascht wie gerührt von der emotionalen Anteilnahme seines sonst so gefühlskalten Stakeholders. Also gut für Sie, nur für Sie mache ich es um 20.000. Ausnahmsweise und im Voraus. Sie müssen sich mal vorstellen, wie schwierig diese Arbeit heutzutage ist. Zunächst brauche ich eine Pistole, die speziell für diesen Auftrag präpariert ist. Also eine ohne Seriennummer, ohne Stammbaum. Sie wissen, was ich meine. So eine Waffe kostet gut und gern 5000 Euronen. Mein Minutensatz ist auch 5000. Das bedeutet, ich habe in unserem Fall nicht mehr als drei Minuten, um den Job in Normalarbeitszeit durchzuziehen. Pfusch kann ich mir keinen leisten, schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.
Aber die übliche Gewährleistung für meine Dienstleistung, meine berühmte Abschussgarantie. Wenn Sie Jäger sind, wissen Sie ja, was ich meine, kann ich zu diesen Billigtarif nicht geben. In Ordnung, sagte Asberger und gab Piotr zwei bereits vorbereitete Kuverts mit je 10.000 € und ein drittes mit Fotos des angehenden Opfers Dissenbach und einigen Einzelheiten über diesen und dessen Lebensumstände, Angewohnheiten etc., soweit das eben aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen werden konnte. Er, dem Gefühle fremd waren, war bemüht, sich von Piotr. So herzlich er konnte zu verabschieden. Dabei übertrieb er leicht, indem er dem Berufskiller in wohlgesetzten Worten recht viel beruflichen Erfolg und alles Gute für den künftigen Lebensweg wünschte. Asperger zahlte die Rechnung, gab dem verblüfften Kellner den Obolus der Erleuchteten in Form der obligaten 0,21 € Trinkgeld und eilte glücklich mit sich und der Welt zufrieden zur U-Bahn, um endlich nach Hause zu fahren. In den U-Bahn-Stationen wurden gerade die neuen Plakate eines nachhaltigen ESG zertifizierten Herstellers von Lebensmitteln auf Insektenbasis affichiert. Auf einem der Plakate war ein Mädchen in einer 15 Minuten Smart City mit Gesichtserkennungskameras abgebildet, welches eine FFP2 Maske trug. Mehrere Impfpflaster am Oberarm hatte und eine Packung regenbogenfarbener Kekse ins Bild hielt, auf welcher verschiedene Mehlwürmer, Käfer und andere Insekten abgebildet waren. Über dem Bild konnte man den Slogan lesen Ich esse Käfer. Um das Klima zu retten.
Andrea Hiller: Ja, vielen Dank. Eva Maria. Ich würde jetzt noch gerne mit einer Chat Frage beginnen, bevor ich ins Publikum gehe. Weil offensichtlich haben wir einen Begriff noch nicht ganz genau erklärt, was man was versteht man unter Stakeholder.
Walter Schönthaler: Stakeholder sind die Anspruchseigner eines Unternehmens. Und zwar sind das nicht nur die Aktionäre. Es sind die Lieferanten, es sind die Kunden, es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist die Öffentlichkeit, die Medien, die Politik, also alles, was irgendwie interagiert mit dem Unternehmen. Und diese Stakeholder Geschichte ist deshalb so spannend, weil sie natürlich auch in irgendeiner Weise dazu führt, dass man sich fragt: Wer bitte bestimmt, ob die Stakeholder Economy jetzt erfüllt ist oder nicht? Wer ist das? Gibt es dafür eine Behörde? Da haben wir vorhin gesprochen, die Ratingagenturen beispielsweise. Von wem werden diese bezahlt?
Andrea Hiller: Genau. Die gleiche fragende Zuhörerin aus dem Livestream möchte auch wissen: Haben Sie das Gefühl, dass die nationalen Politiker involviert oder informiert sind über diese Umwälzungen im wirtschaftlichen Bereich, hin zu Monopolisierung, hin zu den Konzernen? Oder checken die das gar nicht? Ich habe einmal eine Doku gesehen, dass sich in Brüssel alle NGOs und Lobbyisten gleich neben dem EU-Parlament einmieten, um hier Lobbying zu betreiben. Die Punkte also wie weit wissen das die nationalen Politiker?
Walter Schönthaler: Ich weiß es natürlich auch nicht, aber ich beobachte, dass viele Politiker mit den 17 Zielen der Europäischen Union mit diesem Badge, mit dieser Anstecknadel auftreten, und zwar von unterschiedlichsten Nationalitäten. Das sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der sogenannten Agenda 2030 und das ist das, was ich sehe. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil mir derzeit noch Informationen dazu fehlen.
Andrea Hiller: Ja. Was verbirgt sich hinter Start-ups? Sind die Hedgefonds eigentlich out oder boomen die immer noch? Gibt es auch noch das Wetten auf Konkurs, andere Länderfirmen etc.?
Walter Schönthaler: Das Wetten auf Konkurs gibt es natürlich. Klar gibt es immer wieder Beispiele, wie das gemacht wird. Man drückt über entsprechende Meldungen den Aktienkurs. Man kann aber auch Unternehmen systematisch aushöhlen.
Start-ups im Prinzip sind etwas Konstruktives. Ja und Innovation überhaupt. Ich glaube auch, dass die Tools selbst, also die Werkzeuge für Innovation, ja per se sehr gut entwickelt sind. Aber es geht darum, was man mit den Tools, mit diesen Werkzeugen macht. Ein Narr mit einem Werkzeug ist immer noch ein Narr. Also man kann die Dinge unterschiedlich verwenden. Ich glaube auch, dass die Digitalisierung eine große Chance bietet für Innovation. Ich glaube, dass das alles durchaus positiv und sinnvoll eingesetzt werden kann. Aber es wird nicht immer so gemacht. Denn das Wesentliche ist halt, dass die Ziele, die sich Organisationen setzen, realisiert werden. Und auf die haben wir keinen Einfluss.
Andrea Hiller: Ja, das ist vielleicht auch noch eine weitere Frage daran gebunden, wie man was einsetzt, weil Green Economy per se keine schlechte Idee vielleicht war oder ist. Ja. Aber eben die Frage ist wie kann man Green Economy heutzutage noch von Greenwashing unterscheiden? Es ist eben, dass wenn es eine grüne Tankstelle, also hast du gesagt, eine nachhaltige Tankstelle.
Walter Schönthaler: Es gibt jetzt laufend irgendwelche Berichte in der Neuen Zürcher Zeitung. Zum Beispiel ein Bericht über Greenwashing, über diese Klimazertifikate. Also in der Schweiz sitzt unter anderem so ein Zertifizierungsunternehmen, das sind Ablassunternehmen. Also du gehst dort hin und sagst okay, ich brauche gerne eine Zertifizierung, dann zahlt man etwas dafür und das Unternehmen gibt dann ein Zertifikat und versichert dann auch und beteuert, dass sie dann auch etwas tut für die Umwelt. Ob das, was dann gemacht wird, tatsächlich immer positiv ist, das sieht man erst hinterher.
Andrea Hiller: Ja. Gehen wir mal ins Publikum. Gibt es von Ihrer Seite Fragen? …..Sie haben eine Frage: Einen Moment, bitte. Es kommt ein Mikrofon für Sie.
Zuhörer aus dem Publikum: Erst am Schluss ist das Wort „Politik“ gefallen. Von der Dame. Sie haben das in Ihren Vortrag kein einziges Mal erwähnt. Dass die Politik doch Möglichkeiten hat, irgendwelche Konzentrationen von Großkonzernen zu verhindern?
Walter Schönthaler: Genau. Weil ich eben kein Politiker bin, auch keiner werden will und nicht weiß, wie die politische Einflussnahme am besten funktioniert. Ich weiß, wie Lobbyismus funktioniert. Grundsätzlich. Ich weiß, wie man Presseaussendungen schreibt. OTS, das sind Originaltext Services. Ich habe berufliche Kontakte gehabt zu Nachrichtenagenturen. Aber wenn Sie dann jemanden fragen von den Nachrichtenagenturen: Sagen Sie mal, können Sie mir eigentlich sagen, ob das wirklich stimmt, was da von Reuters, dpa, AFP oder AP verschickt wird? Dann sagt er: Das kann ich natürlich nicht. Wie bitte soll ich das machen? Dazu habe ich nicht genügend Personal. Wen soll ich denn nach Argentinien schicken? – um auf das Beispiel von vorhin zurückzukommen. Keine Ahnung, was dort wirklich vor sich geht. Das heißt, die Nachrichtenagenturen sind auch nur Medien, also Mittler. Und deswegen habe ich mich ein bisschen zurückgehalten, was die Politik betrifft, weil davon verstehe ich zu wenig.
Andrea Hiller: Kannst du noch etwas zu dem Verein „SOS-Mittelstand sagen“?
Walter Schönthaler: Ja, da sitzt neben dir der Helmut Sauseng. Der hat also mit mir gemeinsam diesen Verein gegründet. Und heute sind wir mit der Website online gegangen. Es ist noch nicht alles perfekt, was wir dort jetzt initiieren. Aber ich denke, wenn man redet, sollte man auch etwas tun. Und man sollte Menschen und auch Politiker danach beurteilen, was sie tun, nicht danach das, was sie sagen, denn die Gschichtln von gestern sind die Steuern von morgen. Es gibt auch Politiker, die wirklich ehrlich bemühen, Die versuchen hier etwas zum Besseren zu machen. Die gibt es zweifellos. Auch in der Wirtschaft haben viele Leute verstanden, um was es geht. Aber der Mainstream derzeit läuft in eine Richtung, in diese Richtung, die nicht optimal ist. Das heißt aber auch nicht, dass wir deshalb verzweifeln müssen. Ich glaube im Gegenteil, wir müssen weiterhin kritisch bleiben. Aber ich wollte nur sagen, damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich möchte nicht jetzt dauernd mich beschweren über irgendetwas, sondern es geht darum, die Dinge zu hinterfragen. Und das tun wir. Sie alle tun es, sonst wären sie nicht hier heute und würden nicht zuhören. Und wir vertrauen denen, die nach Wahrheit suchen und misstrauen denen, die behaupten, die Wahrheit gefunden zu haben. Ja, ich habe es ja auch nicht gefunden. Ich habe die Wahrheit nicht überall gefunden, wo ich gesucht habe. Eigenständigkeit und Einzigartigkeit, das zeichnet uns auch aus, zeichnet die Würde des Menschen aus. Und was mich gestört hat, weshalb ich mich engagiert habe seit 2020, war die Tatsache, dass die Politiker aus dem Paralleluniversum herausgetreten sind und sich eingemischt haben in meine höchstpersönlichen Belange. Plötzlich hat es geheißen: Ich soll eine Maske tragen, ich soll mir da was spritzen lassen. Und da habe ich gedacht, Was ist da eigentlich los? Ja, also, das möchte ich jetzt nicht haben. Ja, das war der Grund, warum ich das Buch geschrieben habe.
Andrea Hiller: Ich habe jetzt noch zwei Fragen aus dem Publikum, noch bevor der Helmut Sauseng den Verein SOS Mittelstand vorstellen darf, Eure Plattform. Ich habe noch zwei Punkte aus dem Publikum. Also einerseits haben wir schon darüber geredet, dass es immer mehr Begriffe gibt, wie SWIFT Swaps, Hedgefonds etc. Es gibt immer mehr Begriffe, die offensichtlich für Verschleierung dienen sollen. Für die normalen Leute ist das auch so eine Verwirrungstaktik, sodass man sich nicht auskennt.
Walter Schönthaler: Das ist „Neusprech“ wie in George Orwells Klassiker „1984“. Also es werden immer wieder neue Begriffe kreiert. Ja, und diese Begriffe natürlich verschleiern die Fakten – ganz klar.
Andrea Hiller: Genau. Es wird vielleicht auch verschleiert, dass es einfach diese Wetten auf den Niedergang gibt. Das hat auch die Privatisierungsflut eingesetzt von Ressourcen wie dem Wasser. Also wir kennen viele Familienunternehmen, die leider ihr Wasser verkauft haben an größere Konzerne. Und, dass die Bevölkerung in einigen afrikanischen Regionen kein Trinkwasser hat, weil die Konzerne es abpumpen? Und das fragt eben online eine Zuseherin namens Anneliese. Vor einigen Jahren wurde das davor gewarnt, dass die Konzerne noch mehr Wasser privatisieren wollen. Ist das noch aktueller geworden oder ist das irgendwie ein Thema? Denn es ist ja auch das Wasser als elementares Lebensmittel, das du aufgreifst. Hast du dich da noch intensiver damit beschäftigt, was da gerade der Trend ist? Hat das abgenommen, geht das zurück?
Walter Schönthaler: Es gibt Gegenbewegungen. Oxfam beispielsweise ist eine Organisation, die sich dieser Problematik angenommen hat und das kritisch untersucht und mit dem Thema an die Öffentlichkeit geht. Aber der entscheidende Punkt ist, dass man auch tatsächlich die Möglichkeit hat, an die Öffentlichkeit zu gehen. Es hat ein ehemaliger Generaldirektor von der dpa, der deutschen Presseagentur, folgendes gesagt: „Worüber nicht berichtet wird, von uns in den Nachrichtenagenturen, das hat nicht stattgefunden“. Und das ist das eigentliche Problem, dass gewisse Dinge oder Ereignisse von den Mainstream-Medien einfach nicht berichtet werden. Das sehen sie ja, denn sie sind ja täglich konfrontiert mit der Realität und sie lesen in der Zeitung nur sehr wenig von dem, was in der Realität passiert. Ja, also das ist genau das Problem, dass man also die tägliche Realität zu wenig in die Öffentlichkeit bringt. Es gibt Organisationen, die, die in die Richtung arbeiten. Wie das letztlich ausgehen wird, kann ich noch nicht sagen. Aber es gibt Hoffnung.
Andrea Hiller: Gibt es keinen laufenden Aufstand der KMUs weltweit? Ich habe auch noch eine letzte Frage, dann bin ich mit den Fragen fertig.
Walter Schönthaler: Die KMU sind sehr beschäftigt mit ihrem Existenzkampf. 16 % der KMU sind jetzt laut einer Untersuchung des Bundesministeriums bereits überschuldet, das heißt, die Verbindlichkeiten übersteigen das Vermögen bei 16 % der KMU, die Mehrzahl der 84 % sind nicht überschuldet. Viele kleine und mittlere Unternehmen kämpfen ums Überleben und sind aus meiner Sicht politisch nicht ausreichend vertreten. Ich habe vorhin ein paar Ziffern genannt und es sind auch einige in dieser Unterlage drinnen. Das sind Ziffern, die ich entnommen habe, dem Ministerium Bericht „KMU im Fokus“ Die KMU bilden 53.000 Lehrlinge in Österreich aus. Sie beschäftigen 2,1 Millionen Menschen. Sie machen einen Umsatz von rund 580 Milliarden €, eine Wertschöpfung von 145 Milliarden Brutto. Sie zahlen die höchsten Steuern.
Andrea Hiller: Okay, Herr Sauseng, bitte.
Helmut Sauseng: Danke vielmals. Wie gesagt, Walter und ich haben uns gemeinsam gefunden. Ich war selbst auch 35 Jahre lang Unternehmer. Und was mir in diesen 35 Jahren aufgefallen ist, so wie wir es heute auch von Walter gehört haben, dass der Mittelstand und die KMU keine Stimme haben. Und mit unserer Initiative „SOS-Mittelstand „wollen wir im Prinzip drei Dinge erreichen: Bewusstsein schaffen, dem Mittelstand ein Gesicht, eine Stimme geben und die Möglichkeit zur Vernetzung. Und das sollte unser Ziel sein. Wir schauen, dass wir das auch umsetzen. Und wir sind jetzt im regen Austausch, dass wir auch ein Programm machen, das dem Mittelstand vor Augen führt, dass der Mittelstand wichtig ist, aber auch eine Stimme braucht. Danke vielmals.
Andrea Hiller: Gut. Gibt es noch Fragen aus dem Publikum? Wenn nicht, dann sage ich ein großes Dankeschön an unsere beiden Gäste. Danke an Magister Walter Schönthaler und an Eva Maria Neubauer. Wir haben noch Zeit zu plaudern. Der Abend ist noch nicht ganz aus. Auf jeden Fall das Buch „Die Philanthropen oder die Austreibung des CO2 aus dem Mineralwasser“ liegt auch vorne auf. Kann man sich mitnehmen. Und ansonsten noch schöne Gespräche wünsche ich uns. Vielen Dank!
Walter Schönthaler: Ich danke herzlich für die Einladung.