Österreichs Wirtschaft 4 Jahre danach
eine Analyse
Vor kurzem wurde der Bericht des 1. Halbjahres 2024 der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa) veröffentlicht.
Dabei zeigt sich: Österreichs Wirtschaft ist unter allen EU-Ländern besonders schlecht durch die Covid-Krise gekommen.
Die Grafik aus dem OECD-Bericht https://stat.link/ti6zmx erläutert, wie sich das Bruttoinlandsprodukt seit dem 1. Quartal 2020 entwickelt hat:
Das GDP (Gross Domestic Product) = das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) Österreichs wird in der durchgezogenen roten Linie dargestellt, jenes in der Euro-Zone durch die grüne durchgezogene Linie.
Sowohl in Österreich als auch in der Euro-Zone stieg das BIP seit dem 1. Quartal 2015 bis zum 4. Quartal 2019 kontinuierlich in gerader Trendlinie.
Im 1. Quartal 2020 brach das GDP/BIP durch die Maßnahmen im Zuge der Covid-Krise ein und die gerade Trendlinie veränderte sich in eine V-Kurve mit einem massiven Einbruch im 1. Quartal 2020.
Seitdem konnte der positive Trend der Jahre vor Covid ( Pre-Covid Trend ) trotz massivem Deficit Spending des Staates, insbesondere Entschädigungszahlungen an die Betriebe nicht mehr hergestellt werden.
Im nächsten Chart habe ich die Grafik der OECD https://stat.link/ti6zmx mit Erläuterungen ergänzt:
In dem jüngst veröffentlichten Halbjahresbericht 2024 fasst die OECD die Situation zusammen:
„Die österreichische Wirtschaft wird sich nur langsam von dem derzeitigen Abschwung erholen.
Die Inlandsnachfrage, die Hauptursache für den Rückgang im Jahr 2023, wird sich nach und nach erholen, da die Inflation nachlässt und sich die finanziellen Bedingungen verbessern.
Das öffentliche Defizit ist seit dem Pandemie-Höchststand zurückgegangen, bleibt aber relativ hoch.
Die Wirtschaftstätigkeit hat sich seit der der zweiten Hälfte des Jahres 2022 aufgrund der schwächeren Inlandsnachfrage verzögert.
Die Inflation ist gestiegen infolge des Anstiegs der Energiepreise.
Der kaufkraftbereinigte, reale Konsum der privaten Haushalte war durch die gesunkene Kaufkraft getrübt. Die schlechteren Finanzierungsbedingungen und der Mangel an Arbeitskräften haben die Investitionen behindert.
Die öffentlichen Finanzen haben sich seit der Pandemie verbessert. Die öffentlichen Ausgaben als Reaktion auf die Pandemie führten zu Haushaltsdefiziten von 8,0 % im Jahr 2020 und 5,8 % im Jahr 2021. Der öffentliche Saldo hat sich [durch die folgenden Ausgabenkurzungen, Anm. d. Verf.] seitdem verbessert, und es wird erwartet, dass die Defizite in den Jahren 2024 und 2025 leicht unter 3 % liegen. Die öffentliche Schuldenlast ist seit ihrem Pandemie-Höchststand um fast 5 Prozentpunkte des BIP gesunken und erreichte 77,8% im Jahr 2023. Dies reflektiert teilweise das hohe nominale BIP-Wachstum, welches aufgrund der hohen Inflation nominell erreicht wurde.
[Das heißt die Bürger haben durch die Teuerung ein nominelles Wachstum des Bruttoinlandsprodukts finanziert und die Staatsschulden sind massiv gestiegen, Anm. d. Verf.]
Die Produktion wird sich allmählich erholen. Das Wirtschaftswachstum wird 0,2 % im Jahr 2024 und 1,5 % im Jahr 2025 erreichen, da die Inflation nachlässt und die Zinssätze nicht mehr steigen. Der Rückgang der Inflation wird behindert durch die hohen Preise bei Dienstleistungen. Eine Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone und eine globale Erholung werden das Wachstum im Jahr 2025 stützen.
Diese Aussichten sind mit erheblichen Risiken behaftet. Die derzeit erhöhten geopolitischen Spannungen bergen indirekte, aber beträchtliche Risiken für Österreichs Wirtschaft durch seine Rolle in der europäischen Wertschöpfungskette für global vermarktete Güter.“
[Wenn Deutschland Schnupfen hat, bekommt Österreich eine Grippe, lautet ein Bonmot, das die starke Verflechtung der beiden Volkswirtschaften beschreibt, Anm. d. Verf.]
Der AKV EUROPA (Alpenländischer Kreditorenverband) berichtet in seinem Halbjahresbericht:
„Die österreichische Wirtschaft ist derzeit geprägt von einer weiterhin bestehenden Konsum- und Investitionszurückhaltung, einer anhaltenden Industrierezession, einem leichten Rückgang des BIP im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr und einer steigenden Arbeitslosigkeit.
Trotz einer nun endlich sinkenden Inflation und einer von der EZB beschlossenen Zinssenkung ist weiterhin ein „Inflationsschock“ feststellbar, welcher gepaart mit einer zunehmenden Angst vor einem Arbeitsplatzverlust dazu führt, dass sich heimische Konsumenten in Kaufzurückhaltung bei Konsumgütern üben.
Die hohen Zinsen haben zudem die Bauwirtschaft in eine Krise geführt. Die KIM-Verordnung und eine fehlende Kreditnachfrage aufgrund der verschärften Kreditvergaberichtlinien haben die Bewilligungen von Neubauten auf einen jahrzehntelangen Tiefststand fallen lassen.
Diese Rahmenbedingungen halten nicht nur Österreichs Wirtschaft in der Stagnation, sondern führten auch zu einem Höchststand an eröffneten Firmeninsolvenzen der letzten 15 Jahre und zu einem Plus von 35,35 % im Vergleich zum Vorjahr. „
https://www.akv.at/wp-content/uploads/AKV-Insolvenzstatistik-1.-Halbjahr-2024.pdf
Österreich ist bei der realen BIP-Entwicklung pro Kopf unter 27 EU-Ländern auf Rang 27 > letzter!
Kein Land hat sich seit Corona beim BIP/Kopf schwächer entwickelt als Österreich!
Österreich ist leider auch Letzter unter den europäischen Staaten, was die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der letzten 5 Jahre im Hinblick auf die Veränderung des BIP (Bruttoinlandsprodukts) anbelangt.
22 EU-Staaten verzeichneten ein Wachstum des realen BIP/Kopf.
Nur 5 von 27 EU-Ländern haben in den letzten 5 Jahren im realen BIP/Kopf einen Rückgang verzeichnet. Dazu gehören Finnland, Deutschland, Luxemburg, Estland – und an letzter Stelle: Österreich mit einer Schrumpfung um 1,7 %.
Alle unsere Nachbarländer sind bei diesem wichtigen Faktor besser als wir.
Der Thinktank Agenda Austria veröffentlichte vor kurzem die Grafik „Fünf verlorene Jahre“ mit der Headline:
Die Zahl der Firmenpleiten steigt, die Wirtschaft stagniert, die Arbeitslosigkeit steigt, die Staatsverschuldung ist massiv gestiegen, die Inflation sinkt, ist jedoch immer noch deutlich höher als in anderen EU-Staaten. Konsum und Investitionen sinken.
Wie geht es jetzt weiter? Bitte schicken Sie mir Ihre Kommentare, die ich gerne beantworten werde.
und wo sind die österreichischen Medien mit Ihrer Kritik and der Wirtschaftspolitik?
Die Leitmedien („Qualitätsmedien“) spielen das „Erzherzogspiel“, ein Zeitvertreib der Wiener Kaffeehausliteraten.
Das Spiel geht folgendermaßen: Einer übernimmt die Rolle des Journalisten, der dem Erzherzog eine möglichst einfache Frage stellen soll, die jeder Trottel sofort beantworten kann.
Die Aufgabe des Erzherzogs besteht dann darin, die Frage falsch zu beantworten.
Die Herausforderung für den Journalisten besteht nun darin, zu begründen, warum die Antwort des Erzherzogs nicht falsch, sondern richtig ist.
Der österr. Wirtschaft geht es wohl auch deshalb abhaltend schlecht, weil durch die Endemie laufend chrinisch erkrankte Menschen aus dem Arbeitsprozess ausfallen und auch als Konsument:innen nicht mehr zur Verfügung stellen. Die Aufgabe von Schutz vor Covid-19 wird von zahlreichen Expert:innen als Ursache angesehen. Geschätzt 200.000 Menschen sind in Österreich von Long Covid betroffen. Dr. Czypionka vom IHS hat zum wirtschaftlichen Verlust durch Krankenstände für 2022 valide Daten errechnet: ca. 4 Milliarden Euro Schaden in Österreich. Hier mehr darüber:
https://www.youtube.com/watch?v=jKnHMN4fsCA
Und auch hier: http://www.igoe.at
Dieser Aspekt muss endlich berücksichtigt werden. Und es brauch mehr Gesundheitsschutz (Impfung, Lufthygiene, testen und Maske tragen).
Bitte um Entschuldigung für die verspätete Antwort. Die Protokolle des Robert-Koch-Instituts sind mittlerweile ungeschwärzt veröffentlicht worden. Es gibt viele Berichte in den Medien darüber. Von der Politik zugegeben wurde jedenfalls, dass es eine „Pandemie der Ungeimpften“ nicht gegeben hat, weil die mRNA-Impfstoffe nie darauf getestet wurden, ob sie eine Übertragung von Mensch zu Mensch verhindern können.