Die Lachkrankheit
Die Lachkrankheit ist eine Science Fiction Story, die sich auf dem fiktiven Planeten Indebitamento ereignet. Der Planet wird von den Virtualisten, Governatoren und Advertorialmedien beherrscht. Der Ausbruch der Linkshänderkrankheit führt zur Einführung einer Impfpflicht. Aufgrund einer Nebenwirkung der Impfung bricht eine neue Krankheit aus, die als Lachkrankheit bezeichnet wird. Auslöser der Lachkrankheit sind die Ansprachen und Aussendungen von Politikern, die lügen. Die Impflinge bekamen spontane, situative Lachanfälle, die von einem bestimmten Stimulus ausgelöst wurden. Forscher am Institut für Lachforschung an der Toms & Jerry-Hubkings Universität fanden heraus, dass der Auslöser der Lachanfälle, die Ansprachen und Erklärungen von sogenannten Pretendern waren. Als Pretender definierten die Wissenschaftler jene Personen, die Behauptungen aufstellten und diese nach einiger Zeit ins Gegenteil verkehrten, die Luftblasenreden ohne konkrete Inhalte darboten oder spin-doctorierte geheuchelte Reden von Telepromptern ablasen. Das Institut für Komplexitätsforschung fasste es in einem Satz zusammen: „Es ist alles sehr kompliziert!“ Als diese bahnbrechende Erkenntnis über die Advertorial-Medien publiziert wurde, mussten hunderttausende Bewohner von Indebitamento impulsiv und unkontrolliert lachen. Jemand hatte die Idee, jeden Abend zum Sendetermin der Abendnachrichten die Fenster der Wohnungen zu öffnen, und bald hörte man jeden Abend bei der Verkündigung der Nachrichten das schallende Gelächter von abertausenden Bewohnern in den Städten und Dörfern. Die Folgen der Lachkrankheit für die Pretender, also speziell für Politiker, Experten und Moderatoren der Advertorial-Medien, waren gravierend.
Bald konnten keine geheuchelten oder inhaltsleeren Ansprachen mehr gehalten werden, weil die Geimpften und die Impffreien gemeinsam nach der Darbietung geheuchelter Reden zwangsläufig von Lachkrämpfen geschüttelt wurden. Es lachte das ganze Land und schließlich der gesamte Planet Indebitamento über Reden von jenen Politikern, in denen unwahre Behauptungen, falsche Versprechungen und sinnentleerte Luftblasen dargeboten und inszeniert wurden. Die Governatoren reagierten auf die Lachkrankheit zunächst mit immer höheren Ausgaben für Eigenwerbung. Die Kosten für Advertorials, die aus den Steuergeldern der Untertanen finanziert wurden, um deren Wahrnehmung zu manipulieren, stiegen ins Unermessliche. Aber trotz der mit immer mehr Steuergeldern gesponserten Advertorial-Medien war es nicht möglich, die Lachkrankheit zu stoppen. Mehr und mehr Untertanen sahen sich gezwungen, bei den Nachrichten der Advertorial-Medien und den Ansprachen der Politiker ihre Glotzophone-Geräte und ihre Starephones abzuschalten, um das Symptom der Lachkrankheit zu unterdrücken: heftiges Lachen, das durch die Reden von Politikern und Moderatoren beim Ablesen von Agenturmeldungen und Presseerklärungen unvermeidbar ausgelöst wurde. Als immer mehr Untertanen auf Indebitamento ihre Starephones und Glotzovision-Geräte abschalten mussten, um das heftige, unkontrollierte Lachen bei geheuchelten Politikerreden und medialen Fake News nicht ausbrechen zu lassen, sank auch die Anzahl der Bewohner von Indebitamento, die auf der Straße auf ihre Starephones starrten. Die Bewohner hoben Ihre Köpfe und gingen nicht mehr gebückt, sie gingen aufrecht. Dadurch konnten sie einander wieder wahrnehmen, blickten einander wieder in die Augen und lächelten sich zu und grüßten sich, zeigten Respekt. Sie waren keine Untertanen mehr. Durch das Lachen waren sie zu freien, selbstbestimmten Bürgern geworden.
In dem Maß, wie sich die Lachkrankheit nach und nach auf die ganze Bevölkerung ausbreitete, sank die Angst vor der Linkshänder-Krankheit, die sich als eine von vielen Krankheiten entpuppte und die für 0,2 Prozent (also 2 Tausendstel) aller Infizierten tödlich gewesen war. Und als schließlich die Angstpropaganda der Pharmakonzerne, Governatoren und Advertorial-Medien ausblieb, hatten die Bewohner Indebitamentos überhaupt keine Angst mehr vor der Linkshänder-Krankheit. Stattdessen gaben sie sich zur Begrüßung wieder die Hand, und Freunde umarmten sich wieder, anstatt sich mit der Power-Faust zu kicken. Die Lachkrankheit zwang die Kaste der Governatoren, entweder nur wahre Behauptungen zu veröffentlichen, oder mehr und mehr zu verstummen. Denn die Lachkrankheit blieb an den Stimulus geheuchelter Politikerreden gebunden. Niemand konnte jemals wieder substanzlose Luftblasen, Lügen, Heucheleien, infantile Nudging-Schmähs oder Spaltungsversuche ertragen, ohne sofort von heftigen Lachkrämpfen geschüttelt zu werden. Die Virtualisten verloren ihre Einkommensquelle, nämlich das Monopol, Geld aus dem Nichts zu schaffen. Weil jedem unter schallendem Gelächter klar geworden war, dass dieses Fiat Money wertlos war. Auch der Versuch der Virtualisten, ein digitalisiertes Zentralbankgeld einzuführen, ging in schallendem Gelächter unter.
Die Lachkrankheit befreite die Untertanen von der Herrschaft der Virtualisten. So verschwand auch der Druck, sein ganzes Leben im Kampf um seine wirtschaftliche Existenz zu verschwenden. Die Bewohner von Indebitamento entwickelten ein neues, vertieftes Bewusstsein für ihr Dasein. Sie hörten auf, sich gegeneinander aufhetzen zu lassen, sie spielten keine Nullsummenspiele mehr, sie praktizierten ein Leben in konstruktiver Kooperation. Sie entwickelten innovative Produkte, die allen Bewohnern des Planeten nutzten. Sie begannen, Produkte und Dienstleistungen regional zu tauschen. Sie lebten miteinander statt gegeneinander. Sie lebten im Frieden, und sie ließen sich nie mehr spalten. Jeder Versuch von Advertorial-Medien, Governatoren oder Virtualisten, das zu probieren, ging fortan sofort in schallendem Gelächter unter. Ein neues Zeitalter der Freiheit, Selbstbestimmtheit und ein neues Bewusstsein für Zusammenarbeit waren angebrochen auf dem Planeten Indebitamento. Ein Planet der konstruktiven Kooperation, auf dem viel gelacht wurde.